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Im Zug mit … Michael Seimer

Interview mit dem Referenten für die Lutherdekade und das Reformationsjubiläum der EvLKS

Michael Seimer, Referent für die Lutherdekade und das Reformationsjubiläum der EvLKS (Bild: privat)

Michael Seimer ist Referent für die Lutherdekade und das Reformationsjubiläum der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (EvLKS). Seine Aufgabe ist es, das Anliegen der Lutherdekade innerhalb der Landeskirche den Kirchenbezirken, Kirchgemeinden und Einrichtungen nahe zu bringen und sie für die Inhalte des jeweiligen Themenjahres zu sensibilisieren sowie entstehende Ideen und Projekt miteinander zu vernetzen. Auf der Fahrt nach Dresden trafen wir den Religionspädagogen und sprachen mit ihm über das Bild der Reformation, das Themenjahr 2016 und darüber, was Menschen auf dem Lutherweg erwartet.

Luther2017.de: Herr Seimer, was fasziniert Sie persönlich an Martin Luther?

Michael Seimer: Wenn ich an Martin Luther denke, habe ich eine unfassbare Vielfalt vor Augen. Er war in sehr vielen Themen und Bereichen aktiv, hat Dinge angestoßen und bewegt, die uns auch heute noch das große Bild der Reformation vor Augen führen. Natürlich hat er nicht alles selbst entwickelt, es haben auch viele andere dazu beigetragen. Die Unterstützung, die er erfahren hat, dürfen wir deshalb nicht vergessen. Aber insgesamt fasziniert mich die Breite an Themen, denen er sich gewidmet hat und mit welcher Liebe zum Detail er auf Fragen und Diskussionen eingegangen ist.

Als Referent für die Lutherdekade und das Reformationsjubiläum bringen Sie den Menschen in der Landeskirche das „große Bild der Reformation“ nahe. Wie ist die Lutherdekade bisher in der sächsischen Landeskirche aufgenommen worden?

Seimer: Das Nahebringen ist einem Referenten in dieser Hinsicht eigentlich schon kaum möglich. Es ist eher eine Frage ob es gelingen kann, das Naheliegende, das in den Gemeinden, den Orten und in den Themen bereits schon angelegt ist, aufzugreifen. Spuren der Reformation aber eben auch die Verknüpfung zu heutigen Fragestellungen sind ja bereits vorhanden und wollen neu entdeckt werden. Das ist es eher, wie ich meine Aufgabe verstehe. Die Lutherdekade – oder wie wir auch sagen, die Reformationsdekade – ist dabei eine große Chance. Das mag man zu Beginn vielleicht gar nicht so vermutet haben. Doch es hat sich gezeigt, dass durch die thematischen Akzente über die Jahre, aber auch durch den langen Atem, der damit verbunden ist, die Vorbereitung auf das Jubiläum an vielen Orten gewirkt hat und man sich intensiv mit dem Thema beschäftigt hat. 

Stichwort: „thematische Aspekte“. Vor einigen Wochen wurde das Themenjahr „Reformation und die Eine Welt“ eröffnet. Welche Höhepunkte hält das Themenjahr 2016 in Sachsen bereit?

Seimer: Wir haben in Sachsen seit 2012 eine kleine Tradition entwickelt, das Themenjahr noch einmal zum kalendarischen Jahresbeginn für Landeskirche und Freistaat Sachsen zu eröffnen. Das hängt damit zusammen, dass die Veranstaltungen im Kalenderjahr oftmals noch nachklappen, auch nach dem 31. Oktober wenn bundesweit das neue Themenjahr schon eröffnet ist. Deshalb  legen wir am 6. Januar 2016 noch einmal das Augenmerk darauf, dass das neue Themenjahr begonnen hat. Die Themenjahrseröffnung in Sachsen wird dieses Mal im Dom zu Freiberg sein, mit einem Festgottesdienst und einem anschließenden Empfang. Es ist natürlich wahrnehmbar, dass dieses Themenjahr eine Spannung erhält. Einerseits ist es bei uns so, dass wir uns dem Thema besonders mit Blick auf die Partnerschaften zugewandt haben. Im Fokus stehen dabei die Verbindungen in die eine große Welt, die von Sachsen aus bestehen, in Wechselwirkung mit anderen Ländern. Das betrifft Kirchgemeinden, Kirchenbezirke, das Missionswerk Leipzig, das Gustav-Adolf-Werk sowie andere Einrichtungen. Hierzu wird es eine große Partnerschaftstagung in der Akademie in Meißen geben, in deren Zeitraum verschiedene Gruppen aus unterschiedlichen Partnerschaften in Sachsen anwesend sein werden und Delegierte aus diesen Gruppen an der Tagung teilnehmen. Andererseits geht es natürlich auch um die Menschen, die aus der „Einen Welt“ nun zu uns kommen, was uns vor geradezu „reformatorische“ Aufgaben stellt. Eine weitere Sache, die wir seit einigen Jahren in Sachsen haben, ist die Herausgabe eines eigenen Themenjahresheftes, das sich dem Thema des jeweiligen Jahres stellt – etwa in ähnlicher Weise wie das EKD-Themenjahresmagazin. Aber natürlich konkreter auf die Region und Aufgabenbereiche bei uns zugeschnitten.

Als Referent für die Lutherdekade und das Reformationsjubiläum begleiten Sie die Entwicklung des sächsischen Lutherweges. Der Lutherweg gilt als eines der größten touristischen Projekte in Vorbereitung auf 2017. Was kann man auf dem sächsischen Lutherweg entdecken? 

Seimer: Zum einen ist so, dass der inzwischen weit vernetzte Lutherweg in Deutschland kleine Orte und Städte verbindet und es immer wieder Interessantes zu entdecken gibt – egal ob in Thüringen, in Bayern oder Sachsen. Dabei kann es sich um ein Kleinod oder eine Kleinstadt handeln oder auch um einen wunderbaren Wegabschnitt. Oft stellen die Menschen, die den Weg unter die Füße nehmen, erstaunt fest: „Das hätte ich nicht vermutet, dass es hier so etwas zu sehen gibt“. Sie sehen den Lutherweg, der zum Großteil auf alten Pilger- und Handelswegen im ländlichen Raum verläuft und die entsprechenden Orte danach oft mit anderen Augen. Spezifisch auf das Thema bezogen ist es so, dass wir Orte ausgewählt haben, wo entweder Luther, oder andere Reformatoren oder Gefährten von ihm gewirkt haben bzw. ein bestimmter Bezug zur Reformation besteht. Ich nenne mal exemplarisch Leisnig, der Ort an dem das erste Sozialpapier der Reformation entstanden ist, die Leisniger Kastenordnung. Hier wurde in Vorbereitung des Lutherweges ein sehr schönes kleines Museum eröffnet, in dem man die Geschichte der Ordnung und ihre Bedeutung dokumentiert findet.

Was wünschen Sie sich persönlich für das Reformationsjubiläum?

Seimer: Das ist eine spannende Frage, da wir natürlich in Vorbereitung von großen Veranstaltungen sind, die gemeinsam deutschlandweit von Staat und Kirche verantwortet werden. Dabei wünsche ich mir, dass vieles von dem, was in den Jahren bereits entwickelt worden ist, dann auch nochmals einen Niederschlag findet. Dass die eine oder andere Ausstellung dort noch einmal gezeigt oder auch ein Projekt vorgestellt werden kann. Auf diese Weise können auch internationale Gäste daran Anteil nehmen. Vor allem wünsche ich mir aber, dass es gelingt, in unseren Kirchengemeinden und Kommunen vor Ort, an die Dinge anknüpfen zu können, die die Reformation damals angestoßen hat. Das heißt auch mit unserem heutigen Blickwinkel danach zu fragen, was es bedeutet, als Protestant oder in einer protestantisch geprägten Region zu leben. Sozusagen aus den Wurzeln der Reformation Kraft und Ideen für unseren Alltag zu gewinnen. Dann könnte notwendige Erneuerung auch heute wieder froher gelebt werden.