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Im Zug mit … Christof Vetter

Interview mit dem Marketing-Abteilungsleiter des Vereins „Reformationsjubiläum 2017 e.V.“

Christof Vetter, Abteilungsleiter Marketing „Reformationsjubiläum 2017 e.V." (Bild: r2017.org)

Zum Reformationsjubiläum 2017 werden in Wittenberg mehrere Hunderttausend Besucher erwartet. Für die Planung und organisatorische Umsetzung der kirchlichen Events wurde der Verein „Reformationsjubiläum 2017“ gegründet. Wir trafen Christof Vetter, den Leiter der Marketingabteilung des Vereins, auf dem Weg von Berlin in die Lutherstadt Wittenberg, wohin „Reformationsjubiläum 2017 e.V.“ demnächst seine Geschäftsstelle verlegen wird. Mit dem Theologen und Journalisten sprachen wir über 500 Jahre Reformation, die Höhepunkte des Sommers 2017 und protestantische Antworten auf das Weltgeschehen.  

luther2017.de: Herr Vetter, warum sollte man heute noch, 500 Jahre später, die Reformation feiern? 

Christof Vetter: Weil die Reformation kein punktuelles Ereignis vor 500 Jahren war, sondern seit 500 Jahren wirkt und sich immer weiter fortsetzt – Reformation war nicht vor Jahrhunderten, sondern ist seit Jahrhunderten. Mit der Feier und dem Gedenken in diesem Jahr 2017 richten wir den Blick nach vorne und überlegen, was wir in der Gesellschaft und der Kirche in der kommenden Zeit reformieren wollen, um Gegenwart und Zukunft zu gestalten.  

Die Planungen des Reformationsjubiläums liegen bereits in vielen Händen, wie etwa in denen der Geschäftsstellen des Staates oder der EKD. Welche Rolle übernimmt der Verein „Reformationsjubiläum 2017“ bei diesen Vorbereitungen? 

Vetter: Der Verein „Reformationsjubiläum 2017“ wurde gemeinsam von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dem Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEKT) gegründet. Er hat die Aufgabe, die fünf großen zentralen Veranstaltungen vorzubereiten. Das beginnt schon im November 2016 mit dem Europäischen Stationenweg. Dieser soll nach den Planungen am 20. Mai 2017 in Wittenberg enden, was zugleich den Beginn der Weltausstellung „Reformation – Tore der Freiheit“ bedeutet. In der Woche nach dem Start der Weltausstellung werden in sechs Zentren in Mitteldeutschland die Kirchentage auf dem Weg stattfinden, parallel zum großen Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin. Dies alles mündet schließlich in einem großen Festgottesdienst am 28. Mai auf der Elbwiese in Wittenberg. Diese Wiese bietet heute noch den gleichen Blick auf die Silhouette von Wittenberg wie damals, als Martin Luther wieder von Süden nach Wittenberg in seine Heimatstadt kam. Außerdem werden im Sommer noch eine große Anzahl von Konfirmanden- und Jugendcamps in Wittenberg stattfinden, die ebenfalls der Verein vorbereitet.

Stichwort Stationenweg: Ab 2016 soll der „Europäische Stationenweg“ eine Vielzahl von Städten in 19 Ländern miteinander verbinden. Was wird die Menschen in den jeweiligen Städten vor Ort erwarten?

Vetter: Die inhaltliche Vorbereitungen der einzelnen Stationen liegen in den Händen der Kirchengemeinden, ihrer kommunalen Partner und ihrer Partner aus dem zivilgesellschaftlichen Leben in den 67 Orten, in denen der Truck zu Gast sein wird. Grundsätzlich wird der Truck jeweils 36 Stunden am Ort sein, auf einem zentralen Platz, also für die Menschen wahrnehmbar. Dazu wird es jeweils am Ort ein buntes, die Reformationsgedanken der letzten 500 Jahre aufnehmendes Programm geben. Das wird in Wolfsburg sicherlich anders aussehen als in Genf, Rom oder Prag. Und dort wird es wieder anders sein als in Erfurt oder Eisenach. 

Ein weiteres Projekt ist die geplante Weltausstellung „Reformation“, die nach Wittenberg einladen soll. Worauf dürfen sich die Besucherinnen und Besucher der Weltausstellung freuen?

Vetter: Im Moment freuen wir uns stark darüber, dass wir einen sensationellen Wettbewerb ausgetragen und durchgeführt haben, an dem sich 21 Hochschulen beteiligten. Die Studierenden dieser Hochschulen haben für die sieben Themenbereiche jeweils ein Tor entworfen, das nun umgesetzt werden soll. Es wird sicherlich nicht der ganze Plan realisiert werden können, aber es wird sehr vieles davon umgesetzt werden. Wir sind völlig begeistert und berührt von der Fantasie dieser jungen, studierenden Menschen, die hier ihre Ideen präsentiert haben, wie wir einzelne Themenbereiche in Wittenberg darstellen können. Grundsätzlich freuen kann man sich darauf, was wir in dieser Weltausstellung zeigen werden, zusammen mit den Kirchen, den zivilgesellschaftlichen und politischen Organisationen, die dort ausstellen. Wir werden zeigen, dass Reformation etwas Lebendiges ist, was vielleicht vor etwa 500 Jahren begonnen hat – vielleicht mit Jan Hus oder vielleicht auch viel früher – aber das auch etwas ist, was andauert, was Veränderung der Welt bringt und was Zukunft gestaltet. Das wollen wir in der Gegenwart zeigen und den Menschen in der Gegenwart erlebbar machen. 

Was wünschen Sie sich persönlich für das Reformationsjubiläum?

Vetter: Ich wünsche mir persönlich, dass wir es schaffen, viele, viele Menschen in Deutschland, in Europa und auch weltweit mit den Gedanken der Reformation anzusprechen und ihnen zu zeigen: Es ist der richtige Weg, mit Diskussionen, mit Debatten – Disputationen hieß das zur Zeit Luthers – die Welt zu verändern und die Welt neu zu gestalten. Dass die Welt Veränderung braucht, zeigt die Nachrichtenlage im Moment jeden Tag. Und da herausgefordert zu sein und sagen zu können, wir haben eine protestantische Antwort darauf, das wäre die größte Freude für mich, wenn wir dann am 10. September 2017 die Tore der Weltausstellung schließen.