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Das Reformationsjubiläum kommt wie gerufen APOCALUTHER oder: Alte Thesen gegen heutige Ängste

Ulrike Streck-Plath
Ulrike Streck-Plath, studierte Designerin, ist seit 1997 freischaffende Texterin/Konzeptionerin. 2005 gründete die Pfarrfrau und Mutter von fünf Kindern den Kinderchor der Kirchengemeinde, für den sie seit 2009 auch Stücke schreibt. Für das Lied „du bist bei mir“ erhielt die 2013 den 1. Preis beim Liederwettbewerb „gott wagen“.

In der Welt sieht es nicht wesentlich besser aus als vor 500 Jahren – und die Menschen fürchten immer wieder apocalyptische Zustände. Darum kommt Luther, der zu Lebzeiten mit der Apocalypse nicht viel anfangen konnte, zurück auf die Erde. Er hat sich die Welt lange mit Abstand angesehen, eine neue Sicht auf die Offenbarung gefunden und die Nase voll: Die Apocalypse hat schon längst stattgefunden, das Paradies auf Erden ist möglich, aber die Menschen haben in der Hand, ob das gelingt. Denn Gott gab ihnen die Freiheit zu wählen. Die Kinder, denen Luther begegnet, wissen das ebenfalls, aber es hört ihnen niemand zu. Zusammen mit den Kindern verbreitet Luther neue Thesen über die Heilkraft der bedingungslosen Liebe Gottes in der Welt. Das bringt ihn erneut in Konflikt mit den Herrschenden. Denn ein heiler und ganzer Mensch stört das System.

Soweit die Grundidee von APOCALUTHER, dem Musiktheater für Kinderchor, erwachsene Darsteller und Instrumentalensemble, das ich im Rahmen der Aktion „alte Thesen neu gelesen“ der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck geschrieben habe. Denn ich fand es spannend, dass Luthers Erkenntnisse zwar vielen Menschen einleuchten, dass wir aber immer noch in einer Gesellschaft leben, in der es anders zugeht, als es sein könnte.

Grundproblem menschlichen Daseins – und vor allem unserer zivilisierten Gesellschaft – ist ja immer noch das aus der Getrenntheit resultierende Gefühl, nicht zu genügen – ob in der Familie, im Job oder in der Politik. Der daraus entstehende Druck fängt in der Kindheit an und wird als Machtgefüge von Generation zu Generation weitergegeben. Die moderne Psychologie kennt diese Zusammenhänge, hält den Sachverhalt jedoch für unheilbar. Luther sah da Vieles anders. Darum kam mir das Jubiläum wie gerufen. APOCALUTHER transportiert Luthers Erkenntnisse in einer spannenden Geschichte, die in der heutigen Zeit spielt und klar den möglichen Weg raus aus Druck und Drama hin zu seelischer Stabilität aufzeigt. 


APOCALUTHER wird im Rahmen der Aktion „alte Thesen neu gelesen“ von der Evangelischen Landeskirche Kurhessen-Waldeck unterstützt. Das Werk ist außerdem Programmpunkt des Kultursommers Main-Kinzig-Fulda, gefördert vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, unterstützt von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen.