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Sola scriptura – allein durch die Schrift

Lutherbibel
Die Lutherbibel (Bild: Heike Lyding / epd-bild)

(epd): Der lateinische Begriff „Sola scriptura“ („allein durch die Schrift“) gilt als Alleinstellungsmerkmal der evangelischen Kirche. Nach diesem auf Martin Luther zurückgehenden Kernsatz der Reformation ist die Bibel die einzige Quelle und Norm des christlichen Glaubens. Diese Idee war nicht neu. Die Reformatoren und ihre Nachfolger stellten diesen Grundsatz jedoch in den Mittelpunkt ihrer Lehre. Die Betonung der Heiligen Schrift als alleinige Autorität ist auch eine Abgrenzung zur römisch-katholischen Kirche. Im Mittelalter war es üblich, dass die Heiligen Schriften durch die Brille der Kirchenväter und Konzilsbeschlüsse gelesen wurden. Die „Tradition“ formte theologische Aussagen selbstverständlich mit.

Zurück zu den Quellen

Die Reformatoren gingen zurück „zu den Quellen“ („ad fontes") in Anlehnung an die humanistische Bildungstradition am Beginn der Neuzeit. Auf diese Weise wollten sie dem Zentrum der christlichen
Botschaft, dem Evangelium Jesu Christi, nahekommen. Aus ihrer Sicht wurde die Bibel – das älteste Dokument der Christenheit – von kirchlichen Sonderlehren zunehmend verdunkelt. Luther zufolge legt
sich die Heilige Schrift von selber aus. Damit jeder Christ unabhängig von Lehramt und Kirche in der Bibel lesen kann, übersetzten Luther und andere Reformatoren die biblischen Texte in ihre Muttersprachen.

Die katholische Kirche reagierte auf die Lehren und Forderungen der Reformationsbewegung auf dem Konzil von Trient (1545-1563). Die göttliche Wahrheit sei nicht allein in der Schrift, sondern in der
Verbindung von Schrift und Tradition zu finden, wurde damals festgelegt. Nur so könne die rechte Auslegung mit Hilfe des Heiligen Geistes gesichert werden. Zudem sei die Kirche älter als die Bibel.

Biblische Schriften auch heute noch im Zentrum 

Der Ausdruck „Sola scriptura“ wird heute anders interpretiert als in der Reformationszeit vor 500 Jahren. Evangelische Theologen sind sich bewusst, dass die Bibel selber in einem Traditionsprozess entstanden und nicht vom Himmel gefallen ist. Dennoch stehen die biblischen Schriften bis heute im Zentrum protestantischer Glaubenspraxis. „In ihnen haben sich menschliche Erfahrungen mit Gott so verdichtet, dass andere Menschen sich und ihre Erfahrungen mit Gott darin wiederentdeckten können", erklärt der Rat der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in dem Grundlagentext „Rechtfertigung und Freiheit“ anlässlich des Reformationsjubiläums 2017. In diesem Sinn sei die Bibel noch immer als „Wort Gottes“ zu verstehen.