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Elisabeth wird 1510 als Tochter des Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg-Hohenzollern und der dänischen Königstochter Elisabeth auf der Spree-Insel Cölln geboren. Sie ist sieben Jahre alt, als Martin Luther in Wittenberg 95 Thesen veröffentlicht, in denen er sich gegen Missstände in der Kirche wendet. Mit knapp 15 Jahren wird sie mit dem 40 Jahre älteren, verwitweten welfischen Herzog Erich I. von Braunschweig-Lüneburg verheiratet, der im Fürstentum Calenberg-Göttingen regiert. Danach lebt sie in Münden und bringt innerhalb der nächsten Jahre drei Töchter und den ersehnten Thronfolger zur Welt.

Elisabeth trifft beim Besuch der Mutter auf Luther

In dieser Zeit bekennt sich ihre Mutter, die Kurfürstin, öffentlich zur lutherischen Lehre – sehr zum Unmut ihres Mannes, der entschiedener Gegner der Reformation ist. Er verlangt von ihr die Rückkehr zum alten Glauben und droht ihr andernfalls mit harter Strafe. Sie entzieht sich durch Flucht nach Sachsen und lebt in den folgenden Jahren in Torgau, Wittenberg und Weimar. Bei einem Besuch ihrer Mutter lernt Elisabeth Martin Luther kennen. Einige Jahre später lässt auch sie sich das Abendmahl unter beiderlei Gestalt – Brot und Wein – reichen. Herzog Erich I. verhält sich dem Bekenntnis seiner Frau zur neuen Lehre gegenüber tolerant.

Nach seinem Tod übernimmt Elisabeth 1540 die vormundschaftliche Regierung für ihren unmündigen Sohn. Erich I. hat in seinem Testament ein vormundschaftliches Kollegium vorgesehen: An die Seite seiner Frau hat er den katholischen Neffen Heinrich d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel gestellt, sowie die beiden protestantischen Fürsten Philipp von Hessen und den Bruder Elisabeths, Joachim II. von Brandenburg-Hohenzollern. 

Reformation als Ziel im Fürstentum

In der nun folgenden Zeit als regierende Herzogin setzt sie ihr großes Anliegen, die Durchführung der Reformation in ihrem Fürstentum, um. Dabei steht ihr der Theologe Antonius Corvinus hilfreich zur Seite. Er hat an der von Landgraf Philipp gegründeten Universität in Marburg den Magistergrad erworben und pflegt persönliche Kontakte zu Luther und Melanchthon. 1542 verfasst er in Elisabeths Auftrag eine Kirchenordnung.

Wertvolle Unterstützung erhält die Herzogin auch von Burkhard Mithoff, der nicht nur ihr Leibarzt ist, sondern zu einem ihrer meist geschätzten Berater zählt. Mithoff studierte und lehrte an der Marburger Universität und lernte dort auch Corvinus kennen. Beide, Corvinus und Mithoff, setzen sich auf Anraten Melanchthons für die Berufung des Juristen Justus von Walthausen an den Mündener Hof ein. Er hat in Wittenberg studiert und Luther und Melanchthon kennengelernt. Luther persönlich richtet eine Empfehlung an die Herzogin, in dem er den Juristen als „... ein fein, gelehrt, geschickt, fromm Mensch, dergleichen man nicht viel findet ..." beschreibt.

Mündener Schafskäse als Geschenk für Luther

Dieser Brief Luthers an Elisabeth ist nicht der erste: In dem Jahr, in dem sie sich öffentlich zur neuen Lehre bekennt, lässt sie dem Reformator eine Sendung mit dem vorzüglichen Mündener Schafskäse zukommen. Dafür bedankt er sich bei ihr und fügt dem Schreiben Pflanzen von Feigen- und Maulbeerbäumen bei, „Sonst habe ich nichts seltzams.“ merkt er dazu an. Die Maulbeerbäume wuchsen bis zu Beginn des 20. Jahrhnderts in Stadtnähe. Die Straßenbezeichnung „Maulbeerweg“ erinnert noch heute an das Geschenk Luthers.

Bei einem ihrer weiteren Besuche in Wittenberg stellt Elisabeth dem Reformator ihren damals 16-jährigen Sohn Erich vor. Luther berichtet danach Corvinus „... denn man sich befürchten muss, wo der junge Fürst mit unsern Widersachern viel Gemeinschaft haben würde, durch derselben großes Ansehen er leichtlich zum Abfall könne getrieben werden ...“. Luther sollte Recht behalten: Als Erich die Regierung antritt, leitet er bald die Gegenreformation ein – zum großen Leidwesen seiner Mutter. Letztendlich gewährt er jedoch die Religionsfreiheit in seinem Fürstentum.

Herzogin Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg geht in die Geschichte ein als fortschrittliche Regentin, als tiefgläubige Reformationsfürstin sowie als Verfasserin zahlreicher Schriften (Ratgeberbücher, Briefe, Lieder, Gebete), die zum großen Teil noch heute erhalten sind und damit ein lebendiges Bild dieser eindrucksvollen Persönlichkeit aus der Zeit Martin Luthers vermitteln.


Im Mai 2011 wurde Hannoversch Münden mit der Herzogin zum 13. „frauenORT“ in Niedersachsen ernannt. Die Initiative „frauenORT" wurde vom niedersächsischen Landesfrauenrat ins Leben gerufen, um Leben und Wirken historischer Frauenpersönlichkeiten einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.