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Von Protestantismus bis Kolonialismus

Deutsches Historisches Museum plant große Sonderausstellungen mit Gegenwartsbezug

Walter-Gropius-Bau, Berlin
Ort der Nationalen Sonderausstellung: Walter-Gropius-Bau, Berlin (Bild: © Jansch, 2012)

Mit einem üppigen Ausstellungsprogramm will sich das Deutsche Historische Museum (DHM) in Berlin zu aktuellen Fragestellungen zu Wort melden. In der Hauptstadt stellte DHM-Präsident Alexander Koch am Mittwoch (24.2.16) das neue Programm vor. So soll der deutsche Kolonialismus erstmals mit einer großen, umfassenden Ausstellung  aufgearbeitet werden. Mit Blick auf das 500. Reformationsjubiläum 2017 wird sich das Museum zudem mit der internationalen Bedeutung der Reformation beschäftigen.

Nationale Sonderausstellung „Der Luthereffekt“

„Deutschland wurde zu dem, was es heute ist, durch die vielen verschiedenen Strömungen und Einflüsse, die über Jahrhunderte hinweg von außen und innen auf das Land einwirkten und immer noch lebendig sind“, erklärte Koch. „Wir möchten zeigen, wie diese vielen unterschiedlichen Aspekte und Facetten sich zu dem zusammenfügten, was wir heute kennen und was Deutschland heute ausmacht.“ 

Ein Schwerpunkt des Programmes stellt deshalb das Reformationsjubiläum 2017 dar. Zum 500. Jahrestag des Thesenanschlages rolle bundesweit eine „Ausstellungswelle“ auf die Besucher zu, sagte Projektleiterin Anne-Katrin Ziesak. So seien für das Jubiläumsjahr bislang rund 75 Ausstellungen geplant. An der Spitze stehen die drei Nationalen Sonderausstellungen zum Reformationsjubiläum 2017 in Wittenberg, Eisenach und Berlin. Während in der Lutherstadt und auf der Wartburg vor allem das Wirken Martin Luthers im Mittelpunkt stehe, beschäftigt sich die DHM-Ausstellung im Berliner Martin-Gropius-Bau mit der globalen Wirkungsgeschichte des Protestantismus.

Unter dem Titel „Der Luthereffekt. 500 Jahre Protestantismus in der Welt“ will das DHM vom 12. April 2017 bis 5. November 2017 den internationalen Auswirkungen der Reformation nachgehen. In der Ausstellung werden unter anderem Konfliktpotenziale in anderen Kulturen dargestellt – etwa die Entwicklung der schwedischen Staatskirche bis hin zur Zwangsmissionierung der indigenen Nordskandinavier, der Sámi (früher Samen). Wie Projektleiterin Ziesak ankündigte, werden auch pietistische Bewegungen, die Vielfalt von Bekenntnissen in den USA sowie christliche Protestanten in Korea in der Ausstellung vorgestellt. 

Friedenskirche in Schweidnitz/Świdnica
Friedenskirche in Schweidnitz/Świdnica, Detail der Deckenmalerei (Foto: M. Marx)

Internationale Tagung zur Reformation in Osteuropa

Einen Vorgeschmack auf die Nationale Sonderausstellung gibt die Internationale Tagung „Der Luthereffekt im östlichen Europa. Geschichte, Kultur, Erinnerung“, die in der kommenden Woche, vom 8.-10. März in Berlin stattfinden wird. Die Konferenz richtet ihr Augenmerk auf die Auswirkungen und Wechselwirkungen der lutherischen Lehre im östlichen Europa und rückt die Spezifika der dortigen Reformationsbewegungen in den Blick. 

Diskutiert werden die Verbindungen zwischen Religion und Nation, die Konkurrenz zu anderen reformatorischen Konfessionen, die mediale Vermittlung reformatorischen Gedankenguts sowie dessen Folgewirkungen bis heute. Zu Gast sind Wissenschaftler aus Deutschland, Estland, Polen, Rumänien, Ungarn und der Slowakei. Im Rahmen der Tagung findet eine Soiree mit Liedern aus der Reformationszeit statt. Die Tagung wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und ist kostenfrei.

Zusammenarbeit mit tansanischem Nationalmuseum geplant

Erstmals soll mit einer großen, umfassenden Ausstellung der deutsche Kolonialismus aufgearbeitet werden. Für die große Sonderausstellung „Deutscher Kolonialismus. Geschichte und Gegenwart“, die vom 14. Oktober an bis 14. Mai 2017 im DHM zu sehen ist, wird erstmals auch mit dem Nationalmuseum in Tansania zusammengearbeitet. Dargestellt werde Deutschland als Kolonialmacht somit auch aus afrikanischer Perspektive, kündigte Projektleiter Arnulf Scriba an. Für das Projekt wurde Flower Manase vom National Museum of Tanzania in Dar Es Salaam als Gastkuratorin in Berlin engagiert.

Im Bewusstsein der meisten Deutschen spiele es heute keine Rolle mehr, dass Deutschland wie Großbritannien und Frankreich im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zu den europäischen Kolonialmächten gehörte, betonten die Ausstellungsmacher vom DHM. Mit der Sonderschau solle eine „verstärkte Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialgeschichte“ angeregt und eine Brücke zu aktuellen Debatten geschlagen werden, so Scriba. Thematisiert werde etwa der Genozid an den Herero und den Nama während der deutschen Kolonialzeit in Südwestafrika, dem heutigen Namibia. Auch die unterschiedliche Aufarbeitung des Kolonialismus in den beiden früheren deutschen Staaten werde behandelt.

Auch zum Thema Deutschland als Einwanderungsland, Kalter Krieg sowie Antisemitismus und Rassismus sind in den kommenden Monaten Dokumentationen geplant. Mit solchen Ausstellungsprojekten müsse sich Deutschland seiner Verantwortung zur eigenen Geschichte im internationalen Kontext stellen, betonte Koch. Zudem sei es nötig, die Bezüge zur Gegenwart etwa zum Thema Migration und Identität darzustellen.

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:epd/DHM Datum:26-02-16
Schlagworte:
Der Luthereffekt, DHM, Deutsches Historisches Museum, Protestantismus, Nationale Sonderausstellung,

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