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Reformation auch Teil des Europäischen Kulturerbejahrs 2018

Könnte Teil der Europäischen Kulturroute der Reformation werden: Lutherstadt Eisleben. (Bild: Wikimedia Commons/Franzfoto, CC BY-SA 3.0)

Hansestädte, Kaiserpfalzen, Kirchen und ihre Heiligen: Europa verbindet über nationale Grenzen hinweg mehr, als manch einer meint. Das Europäische Kulturerbejahr 2018 will dies zum Thema machen – auch um ein Zeichen gegen Populismus zu setzen.

Europa als verbindendes Erbe und gemeinsame Zukunft:  Das Europäische Kulturerbejahr 2018 will mit zahlreichen Projekten grenzüberschreitende Gemeinsamkeiten in Geschichte und Gegenwart in den Blick rücken. Ziel sei, anhand von Baudenkmälern, Kunstwerken und anderen Kulturgütern „Europa zuhause entdecken“ zu können und damit dem europäischen Zusammenhalt neuen Schub zu geben, sagte die Präsidentin des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz (DNK), Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch, am Donnerstag (20.7.2017) in Potsdam.

In jeder Region und an fast jedem Ort gebe es Spuren europäischer Geschichte, vom englischen Landschaftsgarten über den barocken Park bis zur italienisch inspirierten Architektur, betonte Münch: „Uns umgibt überall europäisches kulturelles Erbe.“

In jeder Region gibt es Spuren europäischer Geschichte

Ein im März gestarteter Aufruf zur Beteiligung am Kulturerbejahr wurde inzwischen von mehr als 200 Institutionen unterzeichnet, so etwa von der Bundesstiftung Baukultur, der Deutschen Digitalen Bibliothek, dem Zentralverband des Deutschen Handwerks und der Domschatzverwaltung Halberstadt. In Deutschland wollen sich zahlreiche Institutionen und Projekte beteiligen. Ein Internetportal mit Informationen zum Europajahr und den ersten rund 30 Projekten in der Bundesrepublik wurde am Donnerstag in Potsdam freigeschaltet.

Auf dem Portal www.sharingheritage.de wird unter anderem die Europäische Route der Industriekultur vorgestellt, die sich mit 19 regionalen Routen, 15 europäischen Themenrouten und 100 Biografien zur Geschichte der Industrialisierung Europas beteiligt. Auch der Hugenotten- und Waldenserpfad, der einst Glaubensflüchtlinge nach Deutschland führte, der Essener Domschatz und Musikfestivals wie die Händel-Festspiele Halle, die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci und die Europäische Kulturroute der Reformation sind auf dem Portal präsent.

Die Reformation als wesentlicher Bestandteil der Geschichte und Kultur Mitteleuropas ist bisher – trotz des Reformationsjubiläums – kaum als regionale Ressource etabliert. Dies will das Projekt Europäische Kulturroute der Reformation (European Cultural Route of Reformation – ECRR) nun ändern. Sein Ziel ist, die Reformation und ihr Vermächtnis als Baustein einer gemeinsamen Identität in Europa zu nutzen und gleichzeitig die Regionalentwicklung zu fördern. 

Projektpartner wollen Europäische Kulturroute der Reformation etablieren

Dabei repräsentieren zwölf Projektpartner aus sieben Ländern unter Federführung der Thüringer Landgesellschaft in Erfurt die weite Spanne des Reformationserbes. Das reicht von Hinterlassenschaften eines Jan Hus, Martin Luther oder Primoz Trubar bis zu den Bibelschmugglern der Gegenreformation. Letztlich soll eine Kulturroute der Reformation mit touristischen Anlaufpunkten in verschiedenen Ländern entstehen, die unter einer gemeinsamen Dachmarke beworben wird. Das Reformationsjubiläum will das Projekt als Sprungbrett für die weitere Vermarktung nutzen.

Grundsätzlich soll der Blick in die Kulturgeschichte im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahrs auch aktuelle Fragen wie Vorbehalte gegen Zuwanderung aufgreifen und Mut machen, dass Schwierigkeiten bewältigt werden können. „Wir sind nicht die ersten, die sich mit Flucht beschäftigen“, betonte der Berliner Landesarchäologe Matthias Wemhoff: „Wir sind nicht die Einzigen, die in einer Zeit voller Herausforderungen leben.“ Dies werde im Kulturerbejahr auch in archäologischen Präsentationen aufgegriffen, sagte Wemhoff: „Die Themen, die uns heute bewegen, sind die, die uns seit der Steinzeit prägen.“

Kulturelle Verknüpfungen sind Fundament Europas

Kulturelle Verknüpfungen und der jahrhundertelange wechselseitige Austausch über Grenzen hinweg seien das Fundament und der Kitt Europas, betonte Münch. Das Programm solle auch antieuropäischem Populismus die Stirn bieten und deutlich machen, dass Europa seine kulturelle Kraft aus Austauschprozessen gewinne, sagte Wemhoff.

Auf dem Internetportal können auch weitere Vorhaben für das Kulturerbejahr angemeldet werden. Das Europajahr 2018 steht unter dem englischen Motto „Sharing Heritage“, gemeinsam am Erbe teilhaben. Die EU stellt im Rahmen des Themenjahres insgesamt acht Millionen Euro zur Förderung und Bewahrung des gemeinsamen europäischen Kulturerbes bereit. Der Bund fördert zunächst in diesem Jahr ausgewählte Projekte mit rund 3,6 Millionen Euro. Weitere Mittel kommen von Ländern und Kommunen.

Informationen

Autor:Yvonne Jennerjahn/luther2017.de Quelle:epd/ECCR/Sharing Heritage Datum:20-07-17
Schlagworte:
Europäisches Kulturerbejahr 2018, Kulturerbe, Reformation, Route, Europäische Kulturroute der Reformation

Reformation ...

Als Reformation wird heute eine Erneuerungsbewegung im frühen 16. Jahrhundert bezeichnet, die in Deutschland überwiegend von Martin Luther angestoßen wurde und zu umfangreichen Veränderungen in Kirche und Gesellschaft führte.

Stationen der Reformation

Die Geschichte der Reformation in Europa ist eng mit Martin Luther verbunden. Doch auch nach Luther trugen Menschen zur Ausbreitung der Reformation bei.