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Protestantische Akzente: Forscher diskutieren über Reformation und Bildung

Auftakt zur bundesweiten Konferenzreihe zum Reformationsjubiläum

Schultafel und Computermaus
Schultafel und Computermaus (Foto: iStockphoto)

Ein Feuerwerk interdisziplinärer Zugänge und Debatten erlebten die Teilnehmer der internationalen Konferenz "Reformation heute", zu der der Lehrstuhl für Kirchengeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Internationale Martin-Luther-Stiftung und die Wartburg-Stiftung eingeladen hatten. Theologen, Historiker, Pädagogen, Religionswissenschaftler und Politiker diskutierten mit Fachkollegen, mit Studenten und mit den Praktikern aus Schule und Kirche die vielfältigen Impulse und Folgewirkungen der Reformation auf der Wartburg unter der Überschrift "Protestantische Bildungsakzente".

Die Fachtagung eröffnete eine Reihe von bundesweit fünf Konferenzen zum Reformationsjubiläum. Bis 2017 wollen die Veranstalter jedes Jahr in ein anderes Bundesland einladen. Nach einer Einführung in die Bildungsprogrammatik der lutherischen und reformierten Hauptakteure Martin Luther, Philipp Melanchthon und Johannes Calvin lud der Festvortrag des Thüringer Kultusministers Christoph Matschie zu einer regen Diskussion ein. Der Festsaal des Palas auf der Wartburg erlebte eine eindrucksvolle Reflexion historischer Spuren und gegenwärtiger politischer Praxis des "Lutherlandes Thüringen".

Mehr als 200.000 Euro für Projektgruppe

Die Übergabe eines Fördermittelbescheides in Höhe von 211.000 Euro für die in Gotha angesiedelte Projektgruppe Reformationsgeschichte der Universitäten Jena und Erfurt sowie der Gothaer Stiftung Schloss Friedenstein unterstrich die Wertschätzung des Landesregierung für diesbezügliche Grundlagenforschung und Vergegenwärtigung. "Prüfet alles, das Gute aber behaltet": Diese Empfehlung des Apostels Paulus sei auch für die wissenschaftlichen, konfessionellen und gesellschaftspolitischen Debatten der Reformationsdekade sehr gut brauchbar, so Matschie.

Am

(Foto: Martin-Luther-Stiftung)

Am zweiten Konferenztag befassten sich die internationalen Fachleute mit der Wirkungsgeschichte und den Ausprägungen protestantischer Bildung. Dass der heute geläufige Begriff "Bildung" erst im Zuge der Aufklärung des 18. Jahrhunderts entwickelt und unter Hegel und Schleiermacher theoretisch reflektiert wurde, machten die Vorträge der renommierten Bildungsexperten deutlich. In welcher Weise der sogenannte Kulturprotestantismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts prägend für das protestantische Bildungsverständnis war, wurde ebenso lebhaft diskutiert wie die naturwissenschaftlichen Kritiken an dem kulturprotestantischen Bildungspathos.

Außereuropäische Perspektive

Für die außereuropäische Perspektive sorgte Euler R.Westphal aus Brasilien, der betonte: "Die deutschen Einwanderer, die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert nach Brasilien kamen, brachten ihre Vorstellungen von protestantischer Schule und Kirche mit und realisierten sie. Bis heute haben die lutherisch geprägten Gemeinden diese Tradition bewahrt." Am Schlusstag des Symposions wurden die aktuellen Herausforderungen protestantischer Bildung aufgegriffen und durch Martin Hein, Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Friedrich Schweitzer aus Tübingen und dem Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung, pointiert.

"Diese internationale Konferenzreihe steht in beispielhafter Weise im Kontext der Vorbereitungen des Reformationsjubiläums 'Luther 2017'", unterstrich Thomas A. Seidel, geschäftsführender Vorstand der Martin-Luther-Stiftung und Lutherbeauftragter der Thüringer Landesregierung am Rande des Treffens. Auch Christopher Spehr, der das Konferenzprogramm verantwortete, zeigte sich über den Verlauf hoch zufrieden. "Mit der Konferenz wollten wir die Impulse und Folgewirkungen der Reformation kritisch diskutieren, die theologie- und ideengeschichtlichen Veränderungen akzentuieren und mit heutigen Fragestellungen konfrontieren. Das ist uns in guter Weise gelungen."

Informationen

Quelle:Internationale Martin Luther Stiftung Datum:15-06-13
Schlagworte:
Bildung, Erfurt, Thüringen, Pietismus, Aufklärung, Christoph Matschie, Reformationsforschung