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Papst reist zu Reformationsgedenken nach Schweden

Viele Lutheraner in Deutschland hoffen zum Reformationsjubiläum 2017 auf einen Besuch des Papstes. Nun kündigte das katholische Kirchenoberhaupt überraschend einen ökumenischen Besuch in Schweden an.

Papst Franziskus
Papst Franziskus (Bild: Paolo Galosi/ epd-bild)

Schon länger wurde darüber spekuliert – nun ist es gewiss: Papst Franziskus reist zum lutherisch-katholischen Reformationsgedenken am 31. Oktober 2016, dem Beginn des Jubiläumsjahres in Deutschland, nach Lund in Schweden. Die evangelische Kirche erwartet dennoch Rückenwind für die Jubiläumsfeierlichkeiten.

Wegweisendes Zeichen für die Ökumene

Papst Franziskus wird Ende Oktober zu einem ökumenischen Reformationsgedenken in das schwedische Lund reisen. Das teilten der Lutherische Weltbund (LWB) und der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen am Montag (26.1.16) in Genf und Rom mit. Zum Auftakt des 500. Reformationsjubiläums veranstalten der Lutherische Weltbund und der vatikanische Einheitsrat in Lund eine gemeinsame Gedenkfeier am 31. Oktober.

Mit dem Papst werden der Präsident des Weltbundes, Bischof Munib Younan, Generalsekretär Martin Junge sowie katholische und lutherische Bischöfe aus Schweden das ökumenische Gedenken leiten. Damit sollten die fundierten ökumenischen Beziehungen zwischen Lutheranern und der römisch-katholischen Kirche hervorgehoben werden. Teil der Feier in der nur 800 Plätze fassenden Domkirche wird ein gemeinsamer Gottesdienst auf Grundlage des vor kurzem veröffentlichten katholisch-lutherischen liturgischen Leitfadens eines „Gemeinsamen Gebets“ sein. Das Besondere an dem Besuch: Es ist das erste Mal, dass ein Papst an einer ökumenischen Feier mit lutherischen Geistlichen teilnehmen und gemeinsam mit ihnen der Feier vorstehen wird.

Nach Ansicht des vatikanischen Ökumene-Ministers, Kurienkardinal Kurt Koch, werde das Reformationsgedenken von Lutheranern und Katholiken durch die Orientierung auf „die Zentralität der Gottesfrage und die Christozentrik“ möglich. Es gehe nicht darum, „in einer pragmatischen Weise“ zu gedenken, sondern „in einem tiefen Sinn des Glaubens an den gekreuzigten und auferstandenen Christus“, so Koch.

Dom zu Lund
Der Dom zu Lund in Schweden (12.Jh.)
(© epd-bild / Christian Handl)

Internationalität des Reformationsjubiläums

„Es ist ein weiterer Schritt auf unserem Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft“, beurteilte der württembergische Landesbischof Frank Otfried July, der zugleich auch Vizepräsident des Weltbundes ist, den angekündigten Besuch. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) wertete die Papst-Teilnahme an dem Gedenken als „ein Zeichen für die Internationalität des Reformationsjubiläums“. Die weltweite Gemeinschaft aller reformatorisch geprägten Christen werde diesen Besuch auch als Zeichen der Würdigung der reformatorischen Erkenntnisse durch die römisch-katholische Weltkirche wahrnehmen, sagte Vizepräsident Thies Gundlach vom EKD-Kirchenamt. Das internationale Ereignis in Lund sei auch als Rückenwind für die Eröffnung des Jubiläumsjahres in Deutschland am Reformationstag 2016 zu verstehen. 

Die evangelisch-lutherische Kirche in Schweden ist mit mehr als sechs Millionen Mitgliedern weltweit die größte lutherische Kirche. In Lund wurde 1947 der Lutherische Weltbund gegründet. Die schwedische Erzbischöfin Antje Jackelen sagte, mit der ganzen ökumenischen Familie in Schweden werde man dafür beten, „dass die Gedenkfeier zur christlichen Einheit in unserem Land und in der ganzen Welt“ beitrage. Unklar ist dagegen, ob es neben der Feier in Lund auch eine katholische Papstmesse in Schweden geben wird: Schwedische Medien spekulierten am Montag (25.1.16), ob die nahe der Kleinstadt Lund gelegene Millionenstadt Malmö dafür infrage käme.

(epd): Der Lutherische Weltbund (LWB) mit Sitz in Genf ist ein Zusammenschluss von 145 Mitgliedskirchen in 98 Ländern. Er repräsentiert weltweit mehr als 72 Millionen Christen. Der Weltbund wurde am 1. Juli 1947 im schwedischen Lund gegründet. Präsident ist seit 2010 Bischof Munib Younan von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land. Generalsekretär des konfessionellen Dachverbandes ist der chilenische Theologe Martin Junge.

Der Lutherische Weltbund ist Partner des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen im Dialog zwischen Lutheranern und römisch-katholischer Kirche. Das oberste Leitungsgremium des Weltbundes ist die Vollversammlung, die in der Regel alle sechs Jahre tagt. In der Zeit zwischen den Tagungen wird der Weltbund von dem Rat geführt. Die nächste Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes findet 2017 in Namibia statt.

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:epd/Lutherischer Weltbund Datum:26-01-16
Schlagworte:
Papst Franziskus, Schweden, Reformationsjubiläum

Notizen aus der Einen Welt

Das Reformationsjubiläum ist kein nationales, deutsches oder gar lokal begrenztes Ereignis. Die Reformation ist durch die Jahrhunderte zur „Weltbürgerin“ geworden. In vielen Regionen und Ländern auf allen Kontinenten haben sich reformatorische Gedanken ausgebreitet und reformatorische Ideen dargestellt.