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Nürnberger Kirchenportale dank neuen Konservierungsstoffs restauriert

Jonas Schiller, Pfarrer von St. Sebald, vor dem über die Dauer von zwei Jahren sanierten Weltgerichtsportal. (Bild: epd-bild/Jutta Olschewski)

An der Sebalduskirche in Nürnberg sind nach zweijähriger Renovierungszeit das Weltgerichtsportal und das Marienkrönungsportal wieder öffentlich zu bestaunen. Die stellvertretende Generalkonservatorin im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Susanne Fischer, sprach von einem „Leuchturmprojekt“. Allerdings sieht der Betrachter die Portale heute nicht in der knallbunten Fassung, die sie in ihrer Entstehungszeit im frühen 14. Jahrhundert hatten. Dies würde nicht mehr in das Gesamtbild des gealterten Bauwerks mit insgesamt sechs Hauptportalen passen, erklärte Restaurator Eberhard Holter.

Gestein drohte abzubröckeln

Der Restaurierung ging eine langjährige Forschungsarbeit an den beiden Plastiken voraus. Wissenschaftler hatten an 300 Stellen des sogenannten Tympanons vom Weltgericht verschiedene Farbschichten nachgewiesen. Eine Restaurierung war aber zunächst nicht möglich, weil das vom gipshaltigen Ruß gehaltene Gestein abzubröckeln drohte, erklärte Architektin Alexandra Fritsch. In einem interdisziplinären Forschungsprojekt wurde daher an einem Konservierungsstoff getüftelt. Der ist nun gefunden und verbindet den Stein mit den Farbschichten

Die St. Sebalduskirche ist seit der Reformation eine der beiden großen evangelischen Stadtkirchen Nürnbergs. (Bild: epd-bild/Norbert Neetz)

Die Forschungsarbeit habe Folgen für die Renovierung vieler solcher Kirchenportale in Europa, sagte Denkmalpflegerin Fischer dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der hier entwickelte Konservierungsstoff könne in Zukunft an anderen Baudenkmälern verwendet werden. Er könne farbig gefasste, polychrome Bildhauerkunstwerke retten, wie sie in der Gotik an vielen Kathedralen in Europa in Auftrag gegeben worden seien.

Farbschichten verschwanden unter einer schwarzen Hülle 

In Nürnberg waren die Farbschichten im Laufe der Jahrhunderte unter einer schwarzen Hülle verschwunden, die Witterung und Schadstoffe produziert hatten, erläuterte Architektin Fritsch. Hätte man den Stein nur gereinigt, hätten sich die früheren Ölfarben als Schichtenpakete abgelöst. Die Forschungsarbeit an dem neuen Konservierungsstoff wurde nach ihren Angaben von der Deutsche Stiftung Denkmalschutz und der Bruckmayer Stiftung mit mehr als 100 000 Euro gefördert.

In die Sebalduskirche in Nürnberg, eine der beiden großen Hauptkirchen der Stadt, kommen nach Angaben von Pfarrer Jonas Schiller jährlich 300 000 Besucher. Sie betrachten dort unter anderem mehrere Werke der berühmten Bildhauer Veit Stoß und Peter Fischer. 1522 hatte der Rat der Stadt Nürnberg die Predigerstelle St. Sebaldus – genauso wie St. Lorenz und das Heilig-Geist-Spital – mit  jungenTheologen besetzt, die den Ideen des Reformators Martin Luther nahestanden. Damit begann der Einzug der Reformation in die Gottesdienste in Nürnberg.

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:epd/Evangelisch-Lutherisches Dekanat Nürnberg Datum:04-09-17
Schlagworte:
Nürnberg, Restauration, Kirche, St. Sebaldus, Denkmalpflege, Erhalt

Nürnberg

Ein großer Teil der Nürnberger Bürger bekannte sich schnell zu den lutherischen Lehren. Martin Luther sagte von der Stadt, Nürnberg sei "das Auge und Ohr Deutschlands". Mit 21 Druckereien war Nürnberg die Medienstadt der damaligen Zeit. Durch den Druck der "Flugschriften" verbreiteten sich reformatorische Ideen massenhaft.