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Nicht nur Luther-Rosen: Der Reformator erblüht in Tulpen

Katholiken und Protestanten setzen zusammen 20.000 Tulpenzwiebeln

Blühender Luther
(Foto: epd-Bild/Stefan Kiefer)

Es ist ein Blüten-Traum aus Tulpen und Traubenhyazinthen: Im oberpfälzischen Oberviechtach (Landkreis Schwandorf) präsentiert sich ein Porträt des Reformators Martin Luther aus 20.000 Blumenzwiebeln. Das LandArt-Projekt „Luther blüht“ ist voll aufgegangen: auf 15 mal 15 Metern aus violetten, gelben, weißen und roten Tulpen, umrahmt von blauen Traubenhyazinthen. In seiner Hand hält Luther eine Rose.

„Seit Herbst lag Luther hier unter der Erde“, sagt Pfarrer Harald Knobloch. Jetzt könnten die Menschen das riesige Blumenmosaik bewundern. Entstanden war es nach einem genauen Aufriss der Künstlerin Katharina Dietlinger. Angelegt hatte es die evangelische Kirchengemeinde inmitten der oberpfälzischen Diaspora zur Lutherdekade der Evangelischen Kirche in Deutschland sowie zum 50. Kirchenjubiläum ihrer Auferstehungskirche. Der runde Geburtstag wird am 27. April gefeiert.

„Alle waren sofort begeistert, weil da etwas wächst“

Für den blühenden Luther haben Christen beider Konfessionen „richtig geschuftet“ und viele Kubikmeter Erde bewegt. „Das schweißt zusammen“, erinnert sich Udo Weiß, Vertrauensmann in der evangelischen Kirchengemeinde. Mehr als 40 Ehrenamtliche waren am Lutherbild beteiligt. „Alle waren sofort begeistert, weil da etwas wächst“, erinnert sich der 61-Jährige. Die ganze Dorfgemeinschaft – unterstützt vom Gartenbauverein, der Stadt und Geschäftsleuten – fand die Idee toll:„"Luther kommt unter die Erde und steht wieder auf.“

Den Anstoß zur Aktion gab Gabi Gilch, die als Kirchenvorsteherin in der knapp 1.000 Seelen großen Gemeinde engagiert ist und „gern mit Farben der Frühlingsblüher experimentiert“, wie die 51-jährige gelernte Krankenschwester sagt. Mit ihrer Handelsvertretung für Blumenzwiebeln sorgte sie schließlich dafür, dass die entsprechende Menge an Tulpenzwiebeln von Holland in die Oberpfalz kam und das Kunstprojekt umgesetzt werden konnte.

Auch wenn Luther mit seinen Thesen vor fast 500 Jahren dafür sorgte, dass sich die Kirche spaltete – im katholisch geprägten Oberviechtach ist das heute kein Problem mehr. Luther helfe auf seine Weise, „dass Gemeinde blüht“, sagt der Pfarrer Knobloch. Der Theologe spricht von einer neuen großen Gemeinschaft zwischen Protestanten und Katholiken. Letztere sind im Ort mit mehr als 90 Prozent mit Abstand die Mehrheit.

Ein ökumenischer Luther, der lächelt und zwinkert

"Wir können es uns gar nicht mehr erlauben, gegeneinander zu sein und alte Glaubensfehden auszutragen", ist Knobloch überzeugt und fügt hinzu: „Wir sind auf Ökumene angewiesen.“ Deshalb gebe es in Oberviechtach auch einen ökumenischen Luther, „der lächelt, der zwinkert und sich freut, dass hier etwas blüht“. Knobloch ist jedenfalls froh über eine funktionierende Ökumene im Ort. So gibt es einen Kanzeltausch bei ökumenischen Gottesdiensten, und bei Beerdigungen in der Umgebung stellen katholische Pfarrer ihre Kirchen zur Verfügung.

Mit dem Luther-Projekt verbindet die Gemeinde außerdem die Hoffnung, das undichte Kirchendach sanieren zu können. Auf 150.000 Euro schätzen Pfarrer Knobloch und Kirchenvorsteher Weiß die Kosten. „Da muss man kreativ werden, um Geld zu sammeln, weil eigene Mittel dafür fehlen und Zuschüsse der Landeskirche nicht ausreichen.“ Für „Luther blüht“ können deshalb Beet-Patenschaften übernommen werden. Die Idee kommt gut an, Gottesdienstbesucherin Inge Hösl (62) freut sich: „Wenn's bunt blüht, lacht das Herz.“

Informationen

Quelle:epd Datum:24-04-14
Schlagworte:
Kunst, Ökumene, Tulpen, Oberviechtach, Blumen