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Neue Spendenaktion zur Rettung kirchlicher Barock-Gemälde

Blick auf den – bereits restaurierten – Taufengel in der Dorfkirche von Kunow. (Bild: BLDAM 2017)

Seit 1990 wurden in Brandenburg 1500 Dorfkirchen, 320 Stadtkirchen, 17 Klosteranlagen und 260 Pfarrhäuser mit öffentlicher Hilfe saniert. Ein großer Erfolg, sagen Land und Kirche. Nun rücken gefährdete Kunstschätze der Dorfkirchen in den Blick.

Ein rotes Herz in einer Nussschale in stürmischer See: „Ich leide Gefahr“ steht darüber, ein weiterer Schriftzug weist auf einen biblischen Psalm hin. Das Ölgemälde gehört zu einem 61 Kunstwerke umfassenden barocken Bilderzyklus der evangelischen Dorfkirche von Kunow in der Uckermark, der teils stark beschädigt ist und nun mit einer Spendenaktion gerettet werden soll. Mit der Kampagne sollen die Kunstwerke dem Vergessen entrissen und für künftige Generationen gesichert werden, sagte Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch zum Start der Spendenaktion in Potsdam.

Zunächst werden zwölf Gemälde saniert

Zunächst sollen zwölf der auf den hölzernen Einfassungen der Kirchenbänke angebrachten Ölbilder restauriert werden. Dafür würden rund 17 000 Euro benötigt, die durch die Spendenaktion „Vergessene Kunstwerke brauchen Hilfe“ eingeworben werden sollen, sagte Brandenburgs Landeskonservator Thomas Drachenberg. Ziel sei jedoch die Restaurierung des gesamten Gemäldezyklus, die voraussichtlich rund 90 000 Euro kosten werde.

Die Dorfkirche in Kunow in der Uckermark. (Bild: BLDAM 2017)

Die um 1729 entstandenen Gemälde eines unbekannten Künstlers in der Dorfkirche bei Schwedt seien „fraglos ein überregional wertvolles Zeugnis“ barocker Sakralkunst, sagte Drachenberg. Die Motive der „merkwürdigen Ölbilder“, in denen meist das rote Herz als Sinnbild des gläubigen Menschen im Mittelpunkt steht, seien symbolisch verschlüsselte Anspielungen auf Bibelverse und ab Mitte des 16. Jahrhunderts hochmodern gewesen, betonte Drachenberg. Vergleichbare Darstellungen seien in Brandenburg selten, auf schwedisch-pommerschem Gebiet hingegen relativ verbreitet.

Für die Entschlüsselung der rätselhaften Bilder, auf denen unter anderem eine aus einer Wolke reichende Hand den Saft einer Weinrebe auf ein krankes Herz regnen lässt und ein anderes Herz von schwerem Gepäck fast zerdrückt wird, seien umfassende Kenntnisse erforderlich, betonte Drachenberg. Betrachter könnten sich mit den Kunstwerken jedoch „durch scharfsinniges Nachdenken“ allgemeingültige Moralvorstellungen und Verhaltensregeln erschließen.

Gemälde sind „Frucht der Reformation“

Die allegorischen Ölgemälde zu Bibelversen seien eine „Frucht der Reformation“, deren 500. Jubiläum in diesem Jahr gefeiert wurde, betonte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge. Die Bilder hätten ganz im reformatorischen Sinne dazu gedient, den Menschen das Wort Gottes zu verdeutlichen und nahezubringen.

Blick in die Dorfkirche von Kunow mit den bemalten Holzeinfassungen der Kirchenbänke. (Bild: BLDAM 2017)

Auf den Bildern seien „ein subtiler Humor, eine spielerische Heiterkeit, zuweilen aber auch ein melancholisches Wissen um die Vergeblichkeit menschlichen Strebens“ zu entdecken, sagte Drachenberg. Das Herz als Leitmotiv gehe maßgeblich auf den pietistisch geprägten Stettiner Theologen Daniel Cramer (1568–1637) zurück, der rund 100 solcher Sinnbilder entworfen habe.

Mit der Kampagne „Vergessene Kunstwerke brauchen Hilfe“ rufen das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege, die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg seit 2009 jährlich zu Spenden für bedrohte kirchliche Kunstschätze auf. Dadurch seien inzwischen rund 150 000 Euro zur Rettung sakraler Kunst zusammengekommen, hieß es.

Informationen

Autor:Yvonne Jennerjahn Quelle:epd Datum:05-12-17
Schlagworte:
Sanierung, Kunst, Brandenburg, Spenden, Denkmalpflege, Reformation

Info

Spendenaktion „Vergessene Kunstwerke“

Spenden können auf folgendes Konto eingezahlt werden:

Empfänger: Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.
Konto-Nr.: 3911390
BLZ: 520 604 10 (Evangelische Bank)
IBAN: DE94 5206 0410 0003 9113 90
BIC: GENODEF1EK1
Stichwort: Kunow

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