Das Eisenacher Lutherhaus ist am Dienstag (15.11.16) mit dem Museums-Sonderpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen 2016 ausgezeichnet worden. Vor allem die „zurückhaltende Präsentation“ der Exposition „die weit über den ursprünglichen Charakter eines Erinnerungsortes hinausgehe“, habe überzeugt, begründete die Jury ihre Entscheidung.
Ausstellung ist keine „Personenverehrung“
Thüringens Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke), der gemeinsam mit der mitteldeutschen Bischöfin Ilse Junkermann zur Preisverleihung nach Eisenach gekommen war, unterstrich, dass der Museumspreis nicht nach Größe und Bedeutung werte, sondern „allein die besonders überzeugende Umsetzung eines Museumskonzeptes” würdige. Entscheidend seien „außergewöhnliche Ideen und deren Realisierung bei der Sammlung, Bewahrung, Erforschung und Präsentation von Museumsgut.“
Es sei schon eine besondere Kunst, mit so wenig eigenem Fundus und Ausstattung dennoch Grundlegendes und Elementares zu zeigen, erklärte Bischöfin Junkermann. „Dass und wie dies gelungen ist, ist eine echte Kunst.“ Die Ausstellung sei keine „Personenverehrung“. Vielmehr zeige sie, was Luther geleistet habe. Mit der Übersetzung der Bibel ins Deutsche sei ein Grundstein für sehr vieles bis heute gelegt worden – von der Deutschen Sprache und Bildung bis zur Gewissensbindung und Verantwortung des Einzelnen, so die Bischöfin.
Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung ist bereits der dritte Preis für das Museum in diesem Jahr. Der Preis stelle eine große fachliche Anerkennung der kuratorischen Qualität dar, für die er sehr dankbar sei, erklärte der wissenschaftliche Leiter des Museums, Jochen Birkenmeier.
Auch Luthers Antisemitismus ist ein Thema
Das seit 1956 bestehende Museum, dessen Träger die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ist, war nach zweijährigem Umbau im September 2015 wiedereröffnet worden. Das Haus soll dem späteren Reformator am Ende seiner Schulzeit von 1498 bis 1501 als Unterkunft gedient haben. Herzstück des Museums ist die Dauerausstellung „Luther und die Bibel“, die vor allem die Übersetzung der Neuen Testaments 1521/22 auf der Wartburg thematisiert.
Die moderne multimediale Präsentation wird durch Gemälde unter anderem von Lucas Cranach und anderen wertvollen Originalen wie dem Buch mit dem Taufeintrag von Johann Sebastian Bach ergänzt. Thematisiert wird aber auch Luthers Antisemitismus und die Aktivitäten des in der Nazi-Zeit in Eisenach ansässigen „Entjudungs-Instituts“.