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Martin Luther schrieb auch Weihnachtslieder

„Martin Luther im Kreise seiner Familie zu Wittenberg am Christabend 1536“. Stahlstich, 1843, von Carl August Schwerdgeburth (1785-1878).
(Bild: © epd-bild / akg-images)

Was wären die Adventszeit und die Weihnachtstage ohne Traditionen? Traditionelles Gebäck – ob Lebkuchen, Pfefferkuchen, Stollen oder Plätzchen – gehört ebenso dazu wie Musik. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass unter den zahlreichen Weihnachtsliedern auch Stücke von Martin Luther sind. Der Reformator hat nämlich Texte und Melodien von mehr als dreißig Liedern verfasst. 

Bereits zu seiner Zeit als Schüler an der Magdeburger Domschule war Luther Chorsänger und übte auf verschiedenen Instrumenten. Nebenher war er auch Mitglied in einem Laufchor – also Kurrendesänger –, der besonders zu hohen kirchlichen Festen von Tür zu Tür zog, um Spenden zu erbitten. Diese musikalische Vorbildung kam ihm zugute, als es nach der Reformation darum ging, die Gemeinde in den Gottesdienst zu integrieren. Die Mitglieder der Kirchengemeinden sollten verständlich mitsingen können. 

Deutsche Texte auf bekannte Melodien

„Luther im Kreise seiner Familie“. Gemälde, 1866, von Gustav Adolph Spangenberg (1828-1891
(Bild: epd-bild / akg-images)

Deutschsprachige passende Lieder waren jedoch Mangelware. Daher machte sich der Reformator höchstselbst daran, ein Repertoire an Liedern aufzubauen. Dabei übersetzte er einerseits lateinische Gesänge ins Deutsche, so dass die Gemeinde bereits die Melodie kannte – wie bei „Gelobet seist du, Jesu Christ“, das in seiner lateinischen Form schon seit dem 11. Jahrhundert zu Weihnachten gesungen wurde. Auf der anderen Seite legte er neue Texte auf bekannte Volksweisen. So wurde „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ zunächst auf die Melodie eines seinerzeit bekannten Volkslieds gesungen. Erst 1539 wurde das Lied mit einer neuen, ebenfalls Luther zugeschriebenen Melodie neu veröffentlicht. 

Eines der ältesten Kirchenlieder aus Luthers Feder ist „Nun freut euch, lieben Christen g’mein“ aus dem Jahr 1523. Über die nächsten zwanzig Jahre schuf der Reformator in unregelmäßigen Abständen neue Stücke, war dabei 1524 besonders produktiv. In diesem Jahr entstanden allein 24 Lieder. „Vom Himmel hoch“ hat Luther übrigens ausdrücklich für das Weihnachtsfest in der Familie geschrieben, als „Kinderlied auf die Weihnacht“.

Grundsätzlich war Luther der Auffassung, dass seine Botschaft mit Musik die Menschen besser erreicht als nur mit Sprache. Christus steige in unvergleichlicher Kraft in die Tiefen des singenden Herzens hinein und aus den Tiefen der singenden Herzen wieder empor, beschrieb der Reformator. Auch darum hat Luther viele seiner Ideen in Lieder verpackt – auch wenn es sprachlich manchmal etwas holpert, ist es melodisch doch immer eingängig. Und später hat ein gewisser Johann Sebastian Bach Luthers Musik noch veredelt: Drei seiner Choräle im Weihnachtsoratorium basieren auf Luthers „Vom Himmel hoch“.

Informationen

Autor:luther2017.de Datum:15-12-17
Schlagworte:
Weihnachten, Tradition, Martin Luther, Weihnachtslieder, Reformation

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