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Luthers Wort aus 3.000 Kehlen

Mehr als 3.000 Sänger haben am Samstag (25.04.2015) in den Dortmunder Westfalenhallen für das Pop-Oratorium „Luther“ geprobt. (Foto: epd-bild/Friedrich Stark)

Es ist ein gewagter Spagat: Luther mit Pop-Musik massenwirksam auf die Bühne zu bringen und dabei auch die Ecken und Kanten des Reformators zu zeigen. Mehrere Tausend Sänger stellen sich der Herausforderung.

Nur wenige Stunden bis zum Verhör vor dem Reichstag zu Worms 1521: Martin Luther ringt mit sich, sucht Kraft im Gebet, um die Wahrheit vor den Mächtigen seiner Zeit nicht zu verleugnen. „Dass die Lüge siegt, darf nicht geschehen“, singt Musical-Star Frank Winkels in der Rolle des Luther. Dann stimmt er den Refrain an, der programmatisch für die Botschaft des Pop-Oratoriums „Luther – das Projekt der tausend Stimmen“ stehen könnte: „Ich will selber denken – ich mit Gott allein“. „Selber denken“ fallen die 3.000 Chorsänger kraftvoll ein.

Tournee durch zehn Städte geplant

Noch ist es eine Probe. Mit dem Pop-Oratorium über Martin Luther gewinnt ein erstes kulturelles Großprojekt zum 500. Reformationsjubiläum Gestalt. Die Premiere des Chorwerks soll am Reformationstag, dem 31. Oktober, in der Dortmunder Westfalenhalle gefeiert werden. Am 31. Oktober 1517 soll der Mönch seine Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geheftet haben – Auslöser für tiefgreifende Umwälzungen in Kirche und Staat und die Entstehung des Protestantismus als neue christliche Konfession.

„Das Luther-Jahr 2017 wird ein großes Ereignis für ganz Deutschland“, erwartet Ralf Rathmann, Vorstand der Stiftung Creative Kirche aus Witten, die das Pop-Oratorium gemeinsam mit der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) veranstaltet. 20.000 Zuschauer sollen „Luther“ in den beiden Aufführungen am Reformationstag in der Westfalenhalle erleben. „Für das Jubiläumsjahr 2017 planen wir eine Tournee durch zehn Städte in Deutschland“, kündigt Rathmann an. Für jeden Ort soll ein neuer Großchor gebildet werden – ähnlich dem, der sich zur Probe in Dortmund eingefunden hat.

Musikproduzent Dieter Falk (l.) und Frank Winkels (r.), der die Rolle des Luthers singt, bei der Probe. (Foto: epd-bild/Friedrich Stark)

3.000 Stimmen realisieren das Pop-Oratorium

„Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“ – mit ausladenden Bewegungen dirigiert Komponist Dieter Falk die 3.000 Stimmen. Sopranistinnen und Altistinnen haben auf der Tribüne Platz genommen, die 500 Tenöre und Bässe davor im Innenraum. Unter großem Applaus stellt Falk den Sängern den Textautor des Pop-Oratoriums, Michael Kunze, vor. Der Mann, der 200 Top-Ten-Hits geschrieben und produziert und zahlreiche Musicals ins Deutsche übersetzt oder selbst geschrieben hat, zeigt sich berührt: „Noch nie habe ich mit 3.000 Menschen gearbeitet, die mit mir und für mich ein Stück realisieren.“

„Mit so vielen Leuten zu singen, das ist einmalig“, meint auch der Hamburger Musical-Star Frank Winkels. Er hat 13 Jahre Bühnenerfahrung, unter anderem in „Shrek“, „Chicago“, „Mamma Mia“ und „Ich war noch niemals in New York“. In der Rolle des „Luther“ trägt der 40-Jährige eine große Verantwortung für das Gelingen der Aufführung. „Ich habe Respekt vor der Aufgabe, aber keine Angst“, sagt Winkels. Er freue sich auf die Herausforderung. Religion, meint der Sänger, sei grundsätzlich ein guter Anker: „Aber Menschen müssen selber denken, nach ihrem Gewissen handeln.“

Ohrwürmer garantiert

Ein Ziel des Stückes ist es, zum Nachdenken anzustoßen: Was wollte Luther? Was hat die Reformation heute noch zu sagen? Falk und Kunze betonen, dass es ihnen nicht allein um die Biografie Luthers oder gar ein Helden-Epos geht. „Wir behandeln vielmehr Themen, mit denen er verbunden ist“, sagt Kunze und meint Luthers Ringen um die biblische Wahrheit und den Widerstand seines Gewissens gegen Obrigkeit und Kirche als übermächtige Autoritäten.

Zugleich soll das Pop-Oratorium aber auch unterhalten. Rock-, Jazz- und Gospelklänge hat Komponist Falk in das Werk eingebaut – neben dem einen oder anderen musikalisch modernisierten Luther-Choral. „Wir werden auch Ohrwürmer hören“, sagt der Düsseldorfer Musiker, der als Kind selbst in einem von seiner Mutter geleiteten Kirchenchor sang.

Informationen

Autor:Thomas Krüger Quelle:epd Datum:23-06-15
Schlagworte:
Pop-Oratorium, Martin Luther, Lutherdekade, Dieter Falk