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Luthers ungeliebte Brüder Ausstellung widmet sich den Reformatoren, mit denen sich Luther überworfen hatte

Denkmal des Theologen Thomas Müntzer
Denkmal des Theologen Thomas Müntzer in Mühlhausen (Bild: © epd-bild / Norbert Neetz)

Theologen der frühen Reformation wie der Eisenacher Jakob Strauß oder Thomas Müntzer, der mit den Bauern in den Krieg zog, stehen ab Sonntag (30.10.16) im Mittelpunkt der Ausstellung „Luthers ungeliebte Brüder“ im Deutschen Bauernkriegsmuseum in der Mühlhauser Kornmarktkirche. Gerade dem Wirken Müntzers, dem „Erzteufel“, wie Luther ihn nannte, werde die öffentliche Wahrnehmung nach seiner Vereinnahmung durch die DDR-Oberen nicht gerecht, sagt der Direktor der Mühlhauser Museen und Vorsitzende der Müntzer-Gesellschaft, Thomas T. Müller, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Eigene reformatorische Ideen entwickelt

Der 1489 in Stolberg/Harz geborene Theologe entwickelte vor dem Bauernkrieg eigene reformatorische Ideen, die zum Teil deutlich vom Wittenberger Weg Luthers abwichen. „In manchen Fragen war Müntzer dem großen Reformator sogar deutlich voraus, etwa bei der Einführung des Gottesdienstes in deutscher Sprache. Bereits 1523 heiratete er die ehemalige Nonne Ottilie von Gersen“, sagte Müller. Habe Martin Luther (1483-1546) für eine Reformation von oben gestanden, verfolgte der 1525 nach der Schlacht bei Frankenhausen hingerichtete Müntzer dieses Ziel unabhängig von der hierarchischen Stellung der Menschen. Allerdings habe aber auch er dabei das bestehende Machtgefüge nicht grundsätzlich in Frage gestellt, „sondern ihm ging es allein um die Scheidung der Gottlosen von den Gottgefälligen“.

Neben Müntzer wird in der Ausstellung an Leben und Wirken weiterer früher Reformatoren wie Luthers Doktorvater Andreas Bodenstein von Karlstadt, den Täufer Fritz Erbe oder den Reformator Jakob Strauß erinnert, der im Januar 1523 als Prediger an die Eisenacher Georgenkirche kam, „wo er fortan nahezu im Monatstakt neue theologische Schriften produzierte“, so Müller.

Am bekanntesten seien seine 51 Thesen wider den unchristlichen Wucher geworden. Er forderte, dass auch unter Gewaltandrohung oder Haft keine Wucherzinsen gezahlt werden dürften, weil dies gegen Gottes Gesetz verstoße: „Sie können sich vorstellen, was los war, als die ersten Eisenacher ihre Zinsen nicht mehr zahlten.“ Am Ende wurde Luther eingeschaltet und Strauß musste zurückrudern, erklärte Müller. Bedeutsam ist aus seiner Sicht zudem, dass Strauß in und um Eisenach die erste evangelische Kirchenvisitation Thüringens vornahm.

Die Ausstellung soll am Sonntag im Beisein von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) eröffnet werden. Die Kornmarktkirche war 1525 einer der Hauptorte vor, während und nach dem Bauernkrieg in der Region. Bereits 1802 profaniert ist sie heute Heimat eines der zwei Museen in Deutschland, die sich den Bauernkriegen widmen.


Die Ausstellung „Luthers ungeliebte Brüder – Alternative Reformationsideen in Thüringen" im Bauernkriegsmuseum Kornmarktkirche wird am Sonntag, 30. Oktober, um 14 Uhr eröffnet und ist bis zum 31. Oktober 2017 dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen.

Informationen

Quelle:epd Datum:28-10-16
Schlagworte:
Luthers ungeliebte Brüder, Mühlhausen, Thomas Müntzer, Reformatoren

Mühlhausen

Der radikale Reformator Thomas Müntzer predigte in der Mühlhäuser Marienkirche und rückte die Stadt zu Zeiten des Bauernkrieges in den Mittelpunkt der deutschen Geschichte.

Thomas Müntzer

Der Priester Thomas Müntzer distanzierte sich schon vor Martin Luther von der Kirche. Anders als Luther glaubte er jedoch an eine unmittelbar bevorstehende Herrschaft Christi auf Erden. Die notwendige "Reinigung der Kirche" wollte er mit dem Schwert durchsetzen.