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„Luthermania“ – Wolfenbütteler Ausstellung zum Lutherbild Über die Jahrhunderte standen immer wieder unterschiedliche Aspekte Luthers im Vordergrund des Lutherbilds. In der Bibliotheca Augusta in Wolfenbüttel kann man dies in einer Ausstellung nachvollziehen,

Seltener Fall überkonfessioneller Kritik: Luther und der Papst zersägen die Kirche. Unbekannter Zeichner, Feder und Pinsel in schwarz, braun, rot und grün aquarelliert, mit Gold gehöht, ca. Mitte 16. Jahrhundert (Foto: HAB)

Eine Ausstellung in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Lutherbildern, die im Laufe der Zeit entstanden sind. Bis zum 17. April ist die Ausstellung noch zu sehen. Sie wird von einer virtuellen Ausstellung begleitet. 

Kaum eine Figur der deutschen Geschichte hat in der Erinnerungskultur so viele unterschiedliche Zuschreibungen erfahren wie Martin Luther: Prophet, Ketzer, Aufklärer, Antisemit, Nationalheld, Fürstenknecht. Im Forschungsverbund Marbach Weimar Wolfenbüttel (MWW) wurde daher mit Blick auf das Reformationsjubiläum 2017 eine große Sonderausstellung realisiert. „Luthermania – Ansichten einer Kultfigur“ zeigt die Ursprünge dieser Lutherbilder, die zum Teil bis heute wirksam geblieben sind. Bereits am 15. Januar wurde die Ausstellung eröffnet. 

Tintenfass und Kirchenspaltung

Die zahlreichen Exponate, darunter ein Tintenfass, dass als angeblich aus Luthers Besitz stammend schon seit dem 18. Jahrhundert Besuchern der Wolfenbütteler Bibliothek gezeigt wurde, werden in der Ausstellung nicht als Wege zu Luther verstanden. Sie sind materielle Agenten, mit der Aufgabe eine „Sichtbarkeit“ herzustellen, die mit bestimmten Vorannahmen, Wertzuschreibungen, Idealen und Absichten behaftet ist. So bestätigt die Geschichte des Wurfs mit dem Tintenfass das Bild des kämpferischen Reformators, der es sogar mit dem Teufel aufnahm. Ein anderes Exponat der Ausstellung, eine bislang unbekannte Zeichnung aus dem 16. Jahrhundert, zeigt, wie Luther und der Papst gemeinsam eine Kirche zersägen – eine geradezu wörtliche Umsetzung des Begriffs „Kirchenspaltung“ und ein seltener Fall überkonfessioneller Kritik.

Zum Auftakt des Reformationsjubiläums 2017 zeigt die Ausstellung „Luthermania“, welche Herkunft und Geschichte diese Lutherbilder haben. Sie macht deutlich, dass die soziale und politische Lage ebenso wie kulturelle Entwicklungen und Krisen der jeweiligen Zeit Einfluss auf das Bild von Luther haben. Auf rund 380 Quadratmetern werden etwa 70 Exponate in vier „Spielfeldern“ präsentiert: Luther, der Heilige – Luther, der Teufel – Luther, die Marke – Luther, der Deutsche. Die Exponate stammen zum überwiegenden Teil aus dem reichhaltigen Bestand der Herzog August Bibliothek. Sie verfügt über die weltweit größte Sammlung an Lutherdrucken. Wichtige Leihgeber sind das Deutsche Literaturarchiv Marbach, das unter anderem die angebliche Totenmaske des Reformators beisteuerte, die Klassik-Stiftung Weimar sowie das Herzog Anton-Ulrich-Museum in Braunschweig. 

Die Ausstellung ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr in der Bibliotheca Augusta in Wolfenbüttel zu besichtigen.

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:epd/HAB Datum:31-01-17
Schlagworte:
Martin Luther, Lutherbild, Ausstellung

weiterführende Informationen

Herzog August Bibliothek

Lessingplatz 1

38304 Wolfenbüttel