Zum 500. Reformationsjubiläum haben die Lutheraner in Moskau die Eigentumsrechte an der Kathedrale St. Peter und Paul zurückerhalten. Frank-Walter Steinmeier nahm die Rückgabe der Kirche zum Anlass für seine erste Russlandreise als Bundespräsident.
Schon seit einigen Jahren ragt aus dem Moskauer Häusermeer wieder ein schlanker Kirchturm heraus, der – keine anderthalb Kilometer vom Kreml entfernt – so ganz anders aussieht als die Zwiebeltürme der orthodoxen Kathedralen. Eine 62 Meter hohe, auffällige Kirchturmspitze krönt St. Peter und Paul, die wichtigste Kirche der Moskauer Lutheraner. Zum 500. Jahrestag der Reformation haben die Protestanten in der russischen Metropole doppelten Grund zum Feiern: Das Eigentum an dem zu Sowjetzeiten verstaatlichten Gebäude und einer benachbarten Kapelle ist wieder auf die Kirche übergegangen.
„Ein großes Geschenk zum Reformationsjubiläum“
„Dieses Ereignis ist für unsere Kirche ein großes Geschenk zum Reformationsjubiläum“, sagt Dietrich Brauer. Der erst 34 Jahre alte Erzbischof der russischen Lutheraner spricht von einer „Wiederherstellung historischer Wahrheit“. Außerdem werde der Beschluss auch anderen lutherischen Gemeinden in Russland helfen, ihre Gotteshäuser zurückzuerhalten. Frank-Walter Steinmeier nahm die Rückgabe der Kirche zum Anlass für seinen ersten Moskau-Besuch als Bundespräsident.
Tatsächlich gibt es nur wenige Orte in Moskau, an denen die dramatische deutsch-russische Geschichte der vergangenen hundert Jahre so anschaulich wird wie in der Peter-Paul-Kirche. In ihrer heutigen Gestalt wurde die Kathedrale 1905 eingeweiht, damals zählte die Gemeinde rund 17 000 Mitglieder aus deutschen, baltischen und finnischen Familien. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurden aus den angesehenen Bürgern, Kaufleuten und Beamten des Zaren über Nacht potenzielle Verräter und Feinde. Moskau erlebte eine Welle antideutscher Gewalt. Beim 400. Reformationsjubiläum mitten in den Wirren des Revolutionsjahrs 1917 gab es entsprechend wenig Grund zum Feiern.