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Lesewochenende „Reformation und Leselust“ zeigt Luthers Aktualität

Schriftstellerin Christine Eichel spricht sich für Bildungsdebatte zum 500. Reformationsjubiläum aus

(Bild: www.litpotsdam.de)

Das Literaturfestival LIT:potsdam veranstaltete am Samstag und Sonntag (2.-3. Juli) ein Lesewochenende zum Thema „Reformation und Leselust“. Im Zentrum stand die Frage, welche Rolle Bildung für reformatorisches und heutiges Denken spielt. Dazu diskutierten unter anderem der Philosoph Peter Sloterdijk, der Schriftsteller und Lyriker Durs Grünbein, die Autorin Thea Dorn und Opernintendant Jürgen Flimm. Die Moderation übernahm Schrifstellerin und Kuratorin des Zusatzfestivals Christine Eichel.

In seinem eröffnenden Vortrag „'… Und Luther?' – Über Reformations-Phantasien“ untersuchte Peter Sloterdijk, unter welchen Voraussetzungen die Reformation ihre epochale Wirkmacht entfalten konnte. Anschließend wurde mit Durs Grünbein über die protestantische Kultur nachgedacht. Am Folgetag thematisierte Jürgen Kaube das protestantische Motiv der Bibelübersetzung. In einem gemeinsamen Gespräch diskutierten Sloterdijk, Grünbein und Kaube über die geistesgeschichtlichen Folgen der Reformation. Das Abschlusspodium besetzten Thea Dorn, Jürgen Flimm und Martin Gorholt zur Frage, wie reformbedürftig das deutsche Bildungssystem sei.

Dr. Christine Eichel (Foto: Thomas Kierok)

„Luther ist wieder aktuell“

Nach Ansicht der Kuratorin des Literaturfestivals LIT:potsdam Christine Eichel sollte das Reformationsjubiläum 2017 für eine Bildungsdebatte genutzt werden. Reformator Martin Luther (1483-1546) habe mit seiner Bibelübersetzung eine breite Alphabetisierung und generell die Bildung aller Stände angeregt, auch  für Mädchen, sagte die Schriftstellerin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Für Luther sei Bildung „der Schlüssel für den eigenständig glaubenden Christen, der Kern der  Menschwerdung“ gewesen. Da stelle sich die Frage, was Bildung für uns heute bedeute, so Eichel.

Eichel betonte, Luther selbst habe die Debattierfreudigkeit jenseits kirchlicher Dogmen gefördert,  den Diskurs für Laien geöffnet und Bibelinterpretationen in Gemeinden und Bibelkreisen angeregt. „Das war etwas völlig Neues“, sagte sie und zeigte sich zugleich überzeugt, dass Debatten und Diskursfreudigkeit zu Toleranz beitragen. „Da ist Luther wieder hochaktuell.“


Die LIT:potsdam startete knapp eine Woche nach dem Festival Reformation und Leselust“ am 7. Juli mit einer Lesung des „Writers in Residence 2016“, dem Schriftsteller Daniel Kehlmann, im Park der Villa Jacobs in Potsdam. An dem renommierten Literaturfestival nehmen außerdem die Autoren Karen Duve, Julia Franck und John von Düffel sowie der Kritiker Denis Scheck, Regisseur Volker Schlöndorff und Wissenschaftler Hans Joachim Schellnhuber teil.

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:epd, lit:pots e.V. Datum:04-07-16
Schlagworte:
Luther, Reformationsjubiläum, Bildung, Christine Eichel

Bildung

Bildung für alle – so könnte man den Anspruch von Philipp Melanchthon, dem „Lehrer der Deutschen“, zusammenfassen. Der Reformator war davon überzeugt, dass jeder die Bibel selbst lesen und sich mit seinem Glauben auseinandersetzen sollte, um ein mündiger Christ zu werden.