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„Kulturland Brandenburg“ steht 2017 im Zeichen des Reformationsjubiläums

Die St.-Marien-Kirche in Frankfurt (Oder). Dort (und im Museum Viadrina und in der St.-Gertraud-Kirche) findet ab Mai die Ausstellung „Bürger, Pfarrer, Professoren“ statt. (Foto: Wolfgang Gülcker)

Vom Fegefeuer zur Freiheit: Die Veranstaltungsreihe „Kulturland Brandenburg“ widmet sich in diesem Jahr der 500-jährigen Geschichte der kirchlichen Reformation. Das Programm reicht vom Mysterienspiel bis zur zeitgenössischen Kunst.

95 Thesen von Luther aus Wittenberg, mehr als 100 Gegenthesen von Tetzel aus Frankfurt an der Oder: Im Jubiläumsjahr der Reformation von 1517 nimmt die Veranstaltungsreihe „Kulturland Brandenburg“ die Folgen der kirchlichen Erneuerungsbewegung in den Blick, aus der die evangelische Kirche hervorgegangen ist. Unter dem Titel „Wort & Wirkung. Luther und die Reformation in Brandenburg“ werden landesweit mehr als 300 Veranstaltungen angeboten. Das Programm wurde am Montag in Berlin vorgestellt.

Obwohl Luther selbst wohl nie in Brandenburg gewesen sei, habe die Reformation das Land nachhaltig geprägt, sagte Kulturministerin Martina Münch (SPD). Brandenburg-Preußen und der Protestantismus seien lange Zeit praktisch miteinander gleichgesetzt worden. Die Kulturland-Reihe präsentiere das kulturelle und geistige Erbe der Reformation und lade zu Besuchen alter Kloster- und Kirchenanlagen, von Museen und anderen historisch bedeutenden Orten ein.

Luther veränderte auch Gesellschaft, Politik und Arbeitswelt

Luther habe nicht nur die Religion, sondern auch die Gesellschaft, die Politik und die Arbeitswelt verändert, betonte Baustaatssekretärin Ines Jesse (SPD): „Der Alltag der Menschen hat sich damit verändert.“ Das Wirken des Reformators habe in den Städten und auf dem Land neue Bewegungen ausgelöst und den Grundstein für die heutige Gestalt des Gemeinwesens gelegt.

Die Veranstaltungsreihe wird am 5. Mai mit der Ausstellung „Bürger, Pfarrer, Professoren“ in Frankfurt an der Oder eröffnet. Der Mönch Johann Tetzel habe dort einst versucht, von der Viadrina-Universität aus eine Gegenreformation zu starten, erklärte Oberbürgermeister Martin Wilke (parteilos): „Aber das war nicht allzu erfolgreich.“ Brandenburg habe sich letztlich mit der Stadt an der Spitze zur Reformation bekannt. Aus dem „Anti-Wittenberg“ gegen Luthers Lehren wurde nichts.

Tetzel, der mit seinem Sünden-Ablasshandel zur Finanzierung von Vorhaben der römischen Kirche Luther zu seinen 95 kritischen Thesen veranlasst haben soll, ist auch in Jüterbog Thema. Dort steht in der heute evangelischen Nikolaikirche der Tetzel-Kasten, in dem der Mönch einst seine Einnahmen aufbewahrt haben soll. Die Ausstellung „Tetzel – Ablass – Fegefeuer“ erzählt ab September in Jüterbog die Geschichte der „Stadt des Anstoßes zur Reformation“.

In St. Nikolai in Bad Wilsnack wird die Ausstellung „Sünde, Tod und Fegefeuer“ gezeigt. (Bild: © epd-bild/Jochen Purps)

Die Reformation habe die Gesellschaft lebendiger und offener gemacht, das Bürgertum selbstbewusster und auch die Toleranz gegenüber dem Judentum befördert, betonte Wilke. Obwohl Luther mit seinen antijüdischen Texten dabei keine vorbildliche Rolle gespielt habe.

Ausstellungen in Bad Wilsnack und Potsdam sind Höhepunkte

Zu den Höhepunkten des Kulturland-Jahres 2017 zählen auch weitere Ausstellungen. Im einstigen mittelalterlichen Wallfahrtsort Bad Wilsnack, der nach dem Aus für die Pilgerfahrten durch die Reformationen ins wirtschaftliche Abseits geriet, wird die Ausstellung „Sünde, Tod und Fegefeuer“ gezeigt.

In Potsdam macht die Ausstellung „Reformation und Freiheit“ Luthers Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ von 1520 zum Thema, mit der sich der Reformator einst gegen den päpstlichen Bann verteidigte. Dort soll auch die einzige überlieferte Zeichnung gezeigt werden, in der Lucas Cranach der Ältere um 1532 Martin Luther lebensnah im Bild festhielt.

Das Land Brandenburg finanziert die Veranstaltungsreihe „Kulturland Brandenburg“ mit rund 900 000 Euro, Kultur- und Bauministerium steuern rund 365 000 Euro Projektmittel bei. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz stellt für Kooperationsprojekte rund 120 000 Euro bereit. Weitere Mittel kommen von anderen Kooperationspartnern, Förderern und Sponsoren.

Informationen

Autor:Yvonne Jennerjahn Quelle:epd Datum:28-03-17
Schlagworte:
Kulturland Brandenburg, Reformation, Reformationsjubiläum, Johann Tetzel, Martin Luther

Frankfurt (Oder)

Frankfurt an der Oder war Mitte des 16. Jahrhunderts geistiger und kultureller Mittelpunkt der Mark Brandenburg: als selbstbewusste Bürger- und Handelsstadt, als Universitätsstadt und Repräsentationsort der brandenburgischen Landesfürsten.

Jüterbog

Die Stadt Jüterbog ist eine der ältesten Städte Brandenburgs und entwickelte sich im Mittelalter zu einer bedeutenden Handelsstadt

Mühlberg/Elbe

Innerhalb der Reformationsereignisse markiert die Schlacht bei Mühlberg einen Einschnitt. Hier brachte Kaiser Karl V. am 24. April 1547 den im Schmalkaldischen Bund zusammengeschlossenen protestantischen Reichsständen um Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen eine vernichtende Niederlage bei.