Vom Fegefeuer zur Freiheit: Die Veranstaltungsreihe „Kulturland Brandenburg“ widmet sich in diesem Jahr der 500-jährigen Geschichte der kirchlichen Reformation. Das Programm reicht vom Mysterienspiel bis zur zeitgenössischen Kunst.
95 Thesen von Luther aus Wittenberg, mehr als 100 Gegenthesen von Tetzel aus Frankfurt an der Oder: Im Jubiläumsjahr der Reformation von 1517 nimmt die Veranstaltungsreihe „Kulturland Brandenburg“ die Folgen der kirchlichen Erneuerungsbewegung in den Blick, aus der die evangelische Kirche hervorgegangen ist. Unter dem Titel „Wort & Wirkung. Luther und die Reformation in Brandenburg“ werden landesweit mehr als 300 Veranstaltungen angeboten. Das Programm wurde am Montag in Berlin vorgestellt.
Obwohl Luther selbst wohl nie in Brandenburg gewesen sei, habe die Reformation das Land nachhaltig geprägt, sagte Kulturministerin Martina Münch (SPD). Brandenburg-Preußen und der Protestantismus seien lange Zeit praktisch miteinander gleichgesetzt worden. Die Kulturland-Reihe präsentiere das kulturelle und geistige Erbe der Reformation und lade zu Besuchen alter Kloster- und Kirchenanlagen, von Museen und anderen historisch bedeutenden Orten ein.
Luther veränderte auch Gesellschaft, Politik und Arbeitswelt
Luther habe nicht nur die Religion, sondern auch die Gesellschaft, die Politik und die Arbeitswelt verändert, betonte Baustaatssekretärin Ines Jesse (SPD): „Der Alltag der Menschen hat sich damit verändert.“ Das Wirken des Reformators habe in den Städten und auf dem Land neue Bewegungen ausgelöst und den Grundstein für die heutige Gestalt des Gemeinwesens gelegt.
Die Veranstaltungsreihe wird am 5. Mai mit der Ausstellung „Bürger, Pfarrer, Professoren“ in Frankfurt an der Oder eröffnet. Der Mönch Johann Tetzel habe dort einst versucht, von der Viadrina-Universität aus eine Gegenreformation zu starten, erklärte Oberbürgermeister Martin Wilke (parteilos): „Aber das war nicht allzu erfolgreich.“ Brandenburg habe sich letztlich mit der Stadt an der Spitze zur Reformation bekannt. Aus dem „Anti-Wittenberg“ gegen Luthers Lehren wurde nichts.
Tetzel, der mit seinem Sünden-Ablasshandel zur Finanzierung von Vorhaben der römischen Kirche Luther zu seinen 95 kritischen Thesen veranlasst haben soll, ist auch in Jüterbog Thema. Dort steht in der heute evangelischen Nikolaikirche der Tetzel-Kasten, in dem der Mönch einst seine Einnahmen aufbewahrt haben soll. Die Ausstellung „Tetzel – Ablass – Fegefeuer“ erzählt ab September in Jüterbog die Geschichte der „Stadt des Anstoßes zur Reformation“.