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Katholische Luther-Tagung: Die „Lust am Beten“ wiederentdecken

Tagung „Luther – Katholizität und Reform. Wurzeln – Wege – Wirkungen“

Lutherbüste im Augustinerkloster zu Erfurt
(Foto: epd-Bild/Maik Schuck)

Das Erfurter Augustinerkloster ist ab Sonntag Gastgeber für eine internationale katholische Luther-Tagung. Der Tagungsort sei von den Veranstaltern ganz bewusst gewählt worden, sagte die Pastorin der Lutherstätte, Irene Mildenberger, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in der Thüringer Landeshauptstadt. Damit werde in besonderer Weise an die Bedeutung des Klosters für das Wirken von Martin Luther erinnert. Als Augustinermönch erhielt der spätere Reformator dort zwischen 1505 und 1511 wesentliche theologische Impulse.

Luther war selbst ein „großer Beter“

Im Mittelpunkt des fünftägigen Treffens stehe Luther jedoch nicht als Kirchengründer, sondern als „Reformkatholik“, der lediglich seine reformbedürftige Kirche verändern wollte, sagte die evangelische Theologin. Als Referentin auf der Erfurter Tagung setzt sie sich in ihrem Vortrag mit „Last und Lust des täglichen Gebets bei Luther“ auseinander. Einerseits habe Luther „in heftigsten Worten gegen stundenlanges Beten polemisiert“, erläuterte die promovierte Liturgiewissenschaftlerin. „Wir wissen aber auch aus Erzählungen seiner Mitarbeiter und Freunde, dass er selbst ein großer Beter war.“

Diese „Lust am Gebet“ gelte es in der modernen Welt wiederzuentdecken. „Der persönliche Dialog mit Gott ist eine Beziehung, die gepflegt sein will“, ist Mildenberger überzeugt. Zudem gebe es in evangelischen wie in katholischen Gemeinden ein wachsendes Bedürfnis nach gemeinsamen Gebeten. Ökumenische Stunden- oder Friedensgebete wie etwa im Erfurter Augustinerkloster, der Leipziger Nikolaikirche oder im Bonner Münster hätten sich zunehmend als lebendige Form der Gemeinsamkeit etabliert, "die keinen Pfarrer oder Priester braucht und die Einheit der Kirche zeigt".

„450 Jahre nach Luther viel näher beieinander“

Mildenberger räumte jedoch ein, dass an den Gebeten bisweilen nur sehr wenige Menschen teilnehmen. „Manchmal sind wir in der Augustinerkirche nur zu viert oder zu fünft.“ Doch dies sei „kein Gegenargument“, betonte sie: „Wenn es bei aktuellen Fragen darauf ankommt, sind die Kirchen voll.“ Gleichwohl brauchten die Initiatoren einen langen Atem. Zur bundesweiten Vernetzung entsprechender Initiativen soll am 4. Oktober auf der fränkischen Burg Rothenfels bei Würzburg der Verein „Ökumenisches Stundengebet“ gegründet werden.

Auch die Erfurter Tagung „Luther – Katholizität und Reform. Wurzeln – Wege – Wirkungen“ beginne mit einem täglichen ökumenischen Morgengebet, berichtete Mildenberger. Damit werde deutlich, dass evangelische und katholische Christen „450 Jahre nach Luther viel näher beieinander sind als im 16. Jahrhundert“. Die Tagung als katholischer Beitrag zum Reformationsjubiläum 2017 ist eine gemeinsame Veranstaltung der Erfurter Theologischen Fakultät und des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik in Paderborn.

Informationen

Autor:Thomas Bickelhaupt Quelle:epd Datum:20-09-14
Schlagworte:
Erfurt, Forschung, Augustinerkloster, Ökumene, katholisch, Tagung