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Käßmann: Der Herbst 1989 in der DDR gehört zur „Lerngeschichte der Reformation“

Predigt zum Auftakt der traditionellen Wartburg-Gottesdienste

Margot Käßmann
Margot Käßmann (Foto: epd-bild/Norbert Neetz)

Die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland für das Reformationsjubiläum 2017, Margot Käßmann, hat den Beitrag der Kirchen zur friedlichen Revolution vor 25 Jahren in der DDR als Teil der „Lerngeschichte der Reformation“ gewürdigt. In ihrer Predigt zum Auftakt der diesjährigen Wartburg-Gottesdienste sagte sie, nach der anfänglichen Bindung an Thron und Altar habe der Protestantismus „gelernt, dass es auch gilt, widerständig zu sein“. Beispiele dafür seien neben dem christlichen Widerstand im Nationalsozialismus auch diejenigen, „die in der DDR die Türen weit aufgemacht haben für freie Rede, Auseinandersetzung und Kritik“ und damit eine friedliche Revolution ermöglichten. 

„Die Stimme des Friedens erheben"

Nach dem Vorbild vom Herbst 1989 und dem Ruf „Keine Gewalt!“ gelte es nunmehr im Blick auf die Situation in der Ukraine, „die Stimme des Friedens zu erheben“, sagte Käßmann. Angesichts der neuen Kriegsangst „haben wir anzumahnen, dass alle sich gemeinsam an einen Tisch setzen, gewaltfreie Lösungen gefunden und die Interessen in einen Ausgleich gebracht werde“", betonte sie. Europa „und gerade auch wir Deutschen“ wüssten, welche Zerstörung ein Krieg mit sich bringe, fügte die Theologin hinzu.

Die traditionelle Gottesdienst-Reihe erinnert an den Aufenthalt Martin Luthers auf der Wartburg bei Eisenach. Seit der Ankunft des Reformators auf der Burg am 4. Mai 1521 bot ihm das Versteck als „Junker Jörg“ Schutz vor Verfolgung durch kaiserliche Truppen, nachdem er zuvor auf dem Reichstag von Worms für vogelfrei erklärt worden war. Vor dem Gottesdienst eröffnete Käßmann auf der Wartburg eine Sonderausstellung mit Münzen zum Thema Reformation. Es sei „hoch spannend“, auf den Münzen Luther und Katharina im Wandel der Zeiten zu sehen, sagte die Reformationsbotschafterin.

Für den Abend war Käßmann mit einem Vortrag zum „Eisenacher Luthergespräch“ angekündigt. Im Rahmen dieser Reihe sollen künftig zwei Mal im Jahr Theologen, Politiker und Kulturschaffende in einem Kurzvortrag zu Glaubens- und Lebensfragen Stellung nehmen. Anschließend ist jeweils ein Dialog mit den Gästen der öffentlichen Veranstaltungen vorgesehen.

Informationen

Quelle:epd Datum:05-05-14
Schlagworte:
Politik, Wartburg, Frieden, DDR, Margot Käßmann

Themenjahr 2014

Glaube und Macht, Gewissensfreiheit und Menschenrechte – das sind Themen der Reformation und zugleich der Gegenwart.