Blasmusik erklingt, wird immer lauter, lockt alle aus dem Zelt des „Gasthauses Ökumene“ in Wittenberg auf die vorgelagerte Holzterrasse. Das Gasthaus-Team aus Argentinien, Estland und Guatemala schaut aufmerksam zu, wie im Takt der Musik Bergleute aus Schneeberg im Erzgebirge vorbeimarschieren. Ihre farbenfrohen Trachten leuchten schwarz, weiß, gelb und grün. Am „Himmelszelt“ des Lutherischen Weltbundes halten sie an und feiern dort eine Andacht.
Der lutherische Glaube, so erzählen sie, als sie dann im „Gasthaus Ökumene“ bei Kaffee um den langen Tisch sitzen, ist für viele Bergleute bedeutsam geworden. Denn Luthers Vater war Bergmann. Und der Glaube hat ihnen Halt gegeben – bei ihrer gefährlichen Arbeit unter Tage, und wenn sie im Winter monatelang kein Tageslicht sahen.
Da können die Guatemalteken einhaken. Bedeutsam ist Luther auch für sie. Und sie kennen das Wappen, das Luther für seine Familie erdacht hat: die Lutherrose. Sie holen Blütenblätter und gefärbte Sägespäne. Sorgfältig streuen sie mit schwarzem Sägemehl ein Kreuz. Nun wollen auch die Bergleute mitmachen. Gemeinsam legen guatemaltekische und Schneeberger Hände um das Kreuz herum aus roten Blütenblättern ein Herz. Sie umgeben dieses mit vielen weißen Blütenblättern, die fünf große Blütenblätter darstellen. Zwischen ihnen bilden lange Maisblätter die grünen Kelchblätter. Blaues Sägemehl umgibt die auf dem Boden entstandene Rose. Gesäumt wird sie nach außen hin mit einem Ring aus gelber Sägespäne. Vorlage für diese Lutherrose sind die Straßenbilder, die in Guatemala bei Prozessionen während der Karwoche aus Blütenblättern und gefärbtem Sägemehl gelegt werden.