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Franckesche Stiftungen ziehen Weltkulturerbe-Antrag zurück

Wenige Optionen hatten die Franckeschen Stiftungen noch, nachdem internationale Experten ihre Bewerbung auf einen Weltkulturerbe-Titel durchfallen ließen. Nun ist entschieden: Der Antrag wird zurückgenommen.

Statue von August Hermann Francke
Denkmal des Gründers August Hermann Francke vor Gebäuden der Franckeschen Stiftungen in Halle an der Saale (Bild: epd-bild)

Die Franckeschen Stiftungen zu Halle ziehen ihren Weltkulturerbe-Antrag zurück. Das hat das Kuratorium der Stiftungen in seiner Sitzung am Donnerstag (7.1.2016) nach enger Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt beschlossen. Damit genießt die Schulstadt August Hermann Franckes wieder den Tentativstatus und der Antrag kann zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal eingereicht werden.

„Herber Rückschlag“

Er sei überzeugt, „dass damit am meisten Schaden von den Franckeschen Stiftungen abgehalten werden kann“, sagte Direktor Thomas Müller-Bahlke am Donnerstag in Halle. Langfristig solle aber an dem Ziel festgehalten werden, die Franckeschen Stiftungen auf die UNESCO-Liste zu bringen.

Mit ihrem Rückzug der Bewerbung zogen die Franckeschen Stiftungen die Konsequenz aus einer Bewertung des Internationalen Rates für Denkmalpflege (ICOMOS). Bei den Experten war der Antrag Anfang Dezember in Paris komplett durchgefallen – von vier möglichen Stufen hatte die Bewerbung die schlechtmöglichste erhalten. Nach Ansicht des Denkmalrates stellen Sozial- und Bildungsarchitektur sowie Waisenhausbauten für ICOMOS keine zu füllende Lücke auf der Welterbeliste dar. Die Ideen in Fürsorge und Bildung, die die Stiftungen verkörpern, seien im weltweiten Maßstab nicht einflussreich genug gewesen. ICOMOS bereitet die Entscheidung für das Welterbekomitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) vor. In der Regel folgt die UNESCO dieser Empfehlung. 

„Wir können schon heute sagen, dass wir bis zu diesem Zeitpunkt, der für uns zweifellos einen herben Rückschlag bedeutet, sehr viel erreicht haben“, erklärte Müller-Bahlke. Zugleich hob der Stiftungsdirektor auch die Errungenschaften der vergangene Jahre und die Bedeutung des Bauensembles hervor: „Neben der Erlangung grundlegend neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse haben wir es geschafft, ein neues Interesse in der Stadt und in der Region für die Franckeschen Stiftungen und für ihre Themen zu wecken, wie wir uns das nicht besser hätten wünschen können.“

Kunst- und Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen
Die Kunst- und Naturalienkammer von 1741 in den Franckeschen Stiftungen in Halle gilt als der älteste deutsche Museumsraum und wurde von August Hermann Francke zu Unterrichtszwecken angelegt. (Bild: epd-bild)

Neue Strategie erforderlich 

„Der Antrag soll zwar zurückgezogen werden, aber der Bedeutung der Stiftungen – national und international – tut das keinen Abbruch. Von Halle aus haben die Stiftungen August Hermann Franckes gezeigt, wie ‚Weltverwandlung durch Menschenverwandlung‘ geht“, unterstrich Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) bei einer Pressekonferenz in der Saalestadt. „Wir halten daran fest und sind weiterhin überzeugt, dass der Antrag qualitativ gut begründet und inhaltlich untersetzt war und ist. Um die Chance auf den Welterbetitel überhaupt aufrecht zu erhalten, wird man nun eine andere Strategie entwickeln müssen“, erklärte der Minister. 

Die Franckeschen Stiftungen stehen seit 1998 auf der deutschen Tentativliste für die UNESCO-Welterbeliste. Das Bauensemble wurde 1698 von dem evangelischen Theologen und Pädagogen August Hermann Francke (1663-1727) als Armenschule und Waisenanstalt gegründet. In der Folge entstand eine Schulstadt, zu der heute mehr als 40 Bildungs- und Sozialeinrichtungen gehören.

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:Franckesche Stiftungen/epd Datum:07-01-16
Schlagworte:
Franckeschen Stiftungen, UNESCO, Weltkulturerbe, Halle,

Franckesche Stiftungen zu Halle

Die vielen Impulse der Reformation gaben auch Jahrhunderte später noch Aufgaben auf. Ein Pfarrer sah sich in besonderem Maße Luthers Erbe verpflichtet: August Hermann Francke gründete 1698 die Franckeschen Stiftungen zu Halle.

UNESCO-Bewerbung der Franckeschen Stiftungen steht vor dem Aus

Die Franckeschen Stiftungen zu Halle müssen sich wohl von der Hoffnung auf einen Weltkulturtitel vorerst verabschieden. Beim Internationalen Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) sei die Bewerbung aus der Saalestadt durchgefallen.