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Ex-Bundestagspräsident Thierse: Luther nicht als Nationalheiligen missbrauchen

Warnung vor einem konfessionell verengten Blick auf die Reformationsfeier

Lutherdenkmal von hinten
Lutherdenkmal von hinten (Foto: epd-bild/Andrea Enderlein)

Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) warnt vor einer verklärten Sicht auf den Reformator Martin Luther. Zum Reformationsjubiläum 2017 gehöre eine "Entmythologisierung der Person Luthers" und eine Befreiung von seiner "preußisch-deutschen Indienstnahme als Nationalheiligen", schreibt Thierse in einem Beitrag für die Zeitung "Politik & Kultur" des Deutschen Kulturrats. Notwendig sei eine "kritische Beschäftigung mit den Widersprüchen der Kirchengeschichte".

Martin Luther hatte am 31. Oktober 1517 in Wittenberg seine berühmten Ablassthesen veröffentlicht. Dies gilt als Auftakt zur Reformation. Die 500-Jahrfeier 2017 wird von Staat und Kirchen in Deutschland gemeinsam vorbereitet.

Die Reformation war "nicht nur Luther"

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Wolfgang Thierse
Wolfgang Thierse (Foto: epd-bild/Carola Fritzsche)

Thierse rief zu einem internationalen Blick auf die Ereignisse auf. Die Reformation sei "nicht nur Luther" gewesen, sondern ein vielgestaltiger Prozess mit unterschiedlichen Personen und Erscheinungsformen. Der katholische SPD-Politiker erinnerte an Akteure wie Jan Hus, Johannes Calvin und Ulrich Zwingli.

Thierse warnte zugleich vor einem konfessionell verengten Blick auf die Reformationsfeier. "Ohne neue ökumenische Leidenschaft geriete das Jubiläum bloß zur apologetischen Pflege des Eigenen", heißt es in dem Beitrag. "Protestantische Selbstbestätigung und Selbstermunterung - das soll ja durchaus sein. Aber reicht das? Ich glaube nicht!" Auch die katholische Kirche sei durch die Reformation und ihre Folgen erheblich verändert worden, schreibt Thierse, der dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken angehört.

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Quelle:epd Datum:06-05-14
Schlagworte:
Ökumene, Deutscher Kulturrat, Wolfgang Thierse