Leipzig als Reformationsstadt – diesen Ruf manifestierte vor allem die „Leipziger Disputation“ von 1519. Eine Ausstellung zeigt nun, welche Beben Martin Luthers Abkehr vom Papsttum auslöste.
Mit ruhigem Blick sehen die Kontrahenten einander an. Doch beginnen sie zu sprechen, wird es mitunter hitzig. Vier Wochen lang stritten Reformator Martin Luther und der katholische Theologe Johannes Eck im Jahr 1519 auf der Pleißenburg am Leipziger Stadtrand. Am Ende der als „Leipziger Disputation“ in die Geschichte eingegangenen Auseinandersetzung war klar: Luther ging es mit seiner knapp zwei Jahre zuvor losgetretenen Kirchenkritik längst nicht mehr nur um die verbreitete Ablass-Praxis; in Leipzig stellte der Augustinermönch öffentlich das Papsttum und damit die hierarchisch-autoritäre Struktur der Kirche seiner Zeit in Frage.
„Von Leipzig aus hat sich die Welt verändert“, sagt Volker Rademacher, der Direktor des Leipziger Stadtgeschichtlichen Museums. Hier wird die Ausstellung „Luther im Disput. Leipzig und die Folgen“ ab diesem Mittwoch gezeigt – im Zentrum steht die Disputation. Im ersten von zwei Räumen stehen sich Luther und Eck also gegenüber, multimedial umgesetzt durch zwei aufrecht stehende Bildschirme. Wer eine der Hörmuscheln aufnimmt, kann ihrem Disput lauschen. Das solle die Annäherung an das sperrige theologische Thema erleichtern, sagt Kuratorin Ulrike Dura.
Leipzig mit zentraler Rolle zu Beginn eines neuen Zeitalters
Zur Reformationszeit habe die Welt ihre mittelalterliche Prägung überwunden, sagt Rademacher. Am Beginn dieses neuen Zeitalters habe Leipzig gestanden und eine zentrale Rolle eingenommen. „Das wollen wir in der Ausstellung unter Beweis stellen.“
In angenehm knapp gehaltenen Wandaufschriften führt die Schau dabei in die historische Situation ein. Sie informieren zunächst über die damalige politische Spaltung der Region, die ab 1485 auf der einen Seite von Kurfürst Ernst, auf der anderen von seinem Bruder Herzog Albrecht regiert wurde.