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Ein Disput und seine Folgen: Luther, Leipzig und die Reformation

Disputation in der Pleißenburg 1519. Reproduktion nach einer Lithographie von Max Seliger (1865–1920) (Bild: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig)

Leipzig als Reformationsstadt – diesen Ruf manifestierte vor allem die „Leipziger Disputation“ von 1519. Eine Ausstellung zeigt nun, welche Beben Martin Luthers Abkehr vom Papsttum auslöste.

Mit ruhigem Blick sehen die Kontrahenten einander an. Doch beginnen sie zu sprechen, wird es mitunter hitzig. Vier Wochen lang stritten Reformator Martin Luther und der katholische Theologe Johannes Eck im Jahr 1519 auf der Pleißenburg am Leipziger Stadtrand. Am Ende der als „Leipziger Disputation“ in die Geschichte eingegangenen Auseinandersetzung war klar: Luther ging es mit seiner knapp zwei Jahre zuvor losgetretenen Kirchenkritik längst nicht mehr nur um die verbreitete Ablass-Praxis; in Leipzig stellte der Augustinermönch öffentlich das Papsttum und damit die hierarchisch-autoritäre Struktur der Kirche seiner Zeit in Frage.

„Von Leipzig aus hat sich die Welt verändert“, sagt Volker Rademacher, der Direktor des Leipziger Stadtgeschichtlichen Museums. Hier wird die Ausstellung „Luther im Disput. Leipzig und die Folgen“ ab diesem Mittwoch gezeigt – im Zentrum steht die Disputation. Im ersten von zwei Räumen stehen sich Luther und Eck also gegenüber, multimedial umgesetzt durch zwei aufrecht stehende Bildschirme. Wer eine der Hörmuscheln aufnimmt, kann ihrem Disput lauschen. Das solle die Annäherung an das sperrige theologische Thema erleichtern, sagt Kuratorin Ulrike Dura.

Leipzig mit zentraler Rolle zu Beginn eines neuen Zeitalters

Zur Reformationszeit habe die Welt ihre mittelalterliche Prägung überwunden, sagt Rademacher. Am Beginn dieses neuen Zeitalters habe Leipzig gestanden und eine zentrale Rolle eingenommen. „Das wollen wir in der Ausstellung unter Beweis stellen.“

In angenehm knapp gehaltenen Wandaufschriften führt die Schau dabei in die historische Situation ein. Sie informieren zunächst über die damalige politische Spaltung der Region, die ab 1485 auf der einen Seite von Kurfürst Ernst, auf der anderen von seinem Bruder Herzog Albrecht regiert wurde.

Trauring der Katharina von Bora. Gold mit einem Rubin, 1525. Inschrift: Catharina v Boren D Martinus Lutherus 13. Jun. 1525 (Bild: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig/Bertram Kober)

In der Folge erfährt der Besucher, wie der später regierende Herzog Georg von Sachsen durch die Disputation zum erbitterten Luther-Gegner wurde und dessen Lehre verbot. Protestanten aus der Stadt zogen zu dieser Zeit in Scharen in das benachbarte Bruder-Kurfürstentum. 

1522 wurden Druck, Vertrieb und Besitz von Lutherschriften verboten. Ein schwerer Schlag für das Buchdruckergewerbe in Leipzig. Das florierende Geschäft mit Drucken von Luthers Schriften und anderen reformatorischen Texten fand so anderswo statt. Zudem hatte die reformatorische Bewegung die Lesegewohnheiten bereits so stark verändert, dass nach dem alten Verlagsprogramm keine Nachfrage mehr bestand. Erst mit Georgs Tod 1539 wurde die Reformation schließlich auch in Leipzig eingeführt – mit einem Pfingstgottesdienst in der Thomaskirche, gehalten von Martin Luther.

Besondere Exponate lockern die Ausstellung auf

Um die Dominanz der harten Fakten aufzulockern, präsentiert die Schau zwei Objekte der besonderen Art, die in Vitrinen am Eingang glitzern: der rund 30 Zentimeter hohe Lutherbecher aus Silber, den der Mönch von Schwedenkönig Gustav I. Wasa geschenkt bekam. Und eines der wenigen erhaltenen Originalstücke der Reformatoren-Familie: der Ehering von Luthers Ehefrau Katharina von Bora (1499–1552).

Dazu zieren ausladende Gemälde von Cranach dem Älteren und dem Jüngeren die Stirnwand des Raumes. In einer Ecke prangt in vollendeter Schnitzkunst eines der Highlights der Schau: eine Holzkanzel aus der Reformationszeit von Valentin Silbermann, die jahrhundertelang in der Leipziger Johanniskirche stand. Das Gotteshaus wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und später gesprengt, die Kanzel kam ins Museum.

 Abgerundet wird die Schau in Raum zwei, der die Wechselwirkung von Reformation und Buchdruck thematisiert. Besonders eindrucksvoll veranschaulicht das neben diversen Flugschriften des Reformators ein originaler Ablassbrief von Prediger Johann Tetzel.

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:epd/Stadtgeschichtliches Museum Leipzig Datum:20-04-17

Info

„Luther im Disput. Leipzig und die Folgen“

Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
Altes Rathaus
Markt 1
04109 Leipzig

Öffnungszeiten:
ab 12. April 2017
Dienstag bis Sonntag, Feiertage
10 – 18 Uhr
Am 24.12. und 31.12. geschlossen 

Eintrittspreise:
6 € / 4 € ermäßigt
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei

Weitere Informationen:
www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de

Leipzig

In der Leipziger Disputation traten Martin Luther, Philipp Melanchthon und Karlstadt dem Ingolstädter Theologieprofessor Johannes Eck gegenüber und bezweifelten die alleinige Lehrautorität des Papstes.

Stationen der Reformation

Die Geschichte der Reformation in Europa ist eng mit Martin Luther verbunden. Doch auch nach Luther trugen Menschen zur Ausbreitung der Reformation bei.