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Dynastiegewitter: August der Starke versus Herzog Christian

Blick auf Schloss Neu-Augustusburg vom Weißenfelser Marktplatz aus. (Bild: Wikimedia Commons/Z Thomas, CC BY-SA 3.0)

Das Museum Weißenfels zeigt bis zum 21. Januar 2018 die Sonderausstellung unter dem Titel „Dynastiegewitter. August der Starke versus Herzog Christian“. Die Ausstellung zum Streit über Kirche und Glaube ist ein Beitrag zum 500. Reformationsjubiläum. Die Vernissage am Freitag (29.9.) hatte mehr als 100 Besucher in das Museum gelockt.

Während August der Starke 1697 plötzlich zum katholischen Glauben wechselte, um sich die polnische Königskrone zu sichern, war Herzog Christian ein „eingefleischter Lutheraner“, so die Ausstellungsmacher. Der Weißenfelser entwickelte sich zu einem der größten Kritiker des Kurfürsten und löste damit ein „wahres Gewitter der Dynastien“ aus, welches darin gipfelte, dass Herzog Christian behauptete, er sei der rechtmäßige Repräsentant von Kursachsen.

Die Ausstellung im Schloss Neu-Augustusburg zeigt mehr als 100 Objekte, die zum Teil noch nie öffentlich zu sehen waren. Darunter sind persönliche Gegenstände von Herzog Christian, die zuletzt vor 250 Jahren in der Saalestadt waren, wie ein Jagdgewehr, mit dem der Herzog in den Wäldern um Weißenfels unterwegs war. Zu den Leihgebern gehören unter anderem die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

Herzogsloge erstmals wieder zugänglich

Ein Höhepunkt ist die Herzogsloge, die mit der Sonderausstellung erstmals wieder für Besucher zugänglich ist. Der Herzog, seine Ehefrau und die Kinder verfolgten dort einst Gottesdienste und Konzerte. In Vitrinen werden unter anderem die Großenhainer Kirchenagenda und der Sangerhauser Kirchenschatz ausgestellt. Dazu gehören auch eine Taufschale, ein Abendmahlkelch und Leuchter, die vom Herzog zu seinem Amtsantritt 1712 gestiftet wurden. Durch die Fenster der Loge können Gäste in die Schlosskirche schauen.

August der Starke trat 1697 zum katholischen Glauben über, was dem sächsischen Kurfürsten die polnische Königswürde einbrachte. Ungefährlich war der Glaubenswechsel aber nicht – August setzte unter anderem die Kurwürde aufs Spiel, auch seine führende Position unter den protestantischen Reichsfürsten entfiel. Selbst in der Familie gab es Streit – Augusts Mutter und Gattin stritten um Erziehung und Bekenntnis des einzigen Sohns und Thronfolgers. 

Verhältnis der Konfessionen auch im 18. Jahrhundert noch schwierig

Die Führung des evangelischen Reichsdirektorats übergab August 1700 an Herzog Johann Georg von Sachsen-Weißenfels – seinen ranghöchsten protestantischen Verwandten. Den Sachsen hatte er schon 1697 die freie Religionsausübung zugesichert. Als Herzog Johann Georg 1712 starb, wurde dessen Bruder Christian der Nachfolger. Für Christian stand fest: Der wahre Landesherr von Sachsen konnte nur ein Protestant sein, im Zweifel Christian selbst. Zum endgültigen Bruch kam es 1716 und 1719 durch die Konversion und die katholische Heirat des Kurprinzen. 

Die Weißenfelser Ausstellung blickt auf diesen spannenden Konflikt, der eine interessante Episode der sächsischen Geschichte darstellt. Sie zeigt, dass das Verhältnis zwischen katholischem und protestantischem Glauben auch lange nach dem Dreißigjährigen Krieg weiterhin schwierig blieb. Immer noch ließ sich weltliche Machtpolitik nicht von Fragen des Glaubens trennen.

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:epd/Die 5 Ungleichen +1 Datum:05-10-17
Schlagworte:
Reformation, August der Starke, Sonderausstellung, Weißenfels, Schloss Neu-Augustusburg

Info

„Dynastiegewitter: August der Starke versus Herzog Christian“

Museum Weißenfels
Schloss Neu-Augustusburg
Zeitzer Straße 4
06667 Weißenfels

Öffnungszeiten:
30. September 2017 bis 21. Januar 2018
April bis September: Dienstag bis Sonntag, 10 Uhr bis 17 Uhr
Oktober bis März: Dienstag bis Sonntag, 10 Uhr bis 16 Uhr

Eintritt:
5 Euro, 3 Euro ermäßigt

Weitere Informationen:
Website zur Ausstellung