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Der vielseitige Melanchthon Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek zeigt Originaldrucke des Universalgelehrten in einer Kabinettausstellung

Blick in das Magazin der Reformationsgeschichtlichen Forschungsbibliothek Wittenberg (Foto: M. Scholz, © Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek Wittenberg)

Unter dem Titel „VielSeitig – Philipp Melanchthon als Universalgelehrter“ zeigt die Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek in einer Kabinettausstellung Originaldrucke des 16. Jahrhunderts, die das breite Spektrum und den Reformansatz von Melanchthons Lehr- und Publikationstätigkeit aufzeigen. Neben den damals grundlegenden Fächern Grammatik, Rhetorik und Dialektik werden u. a. auch Ethik, Geschichte, Politik, Poesie, Medizin, Naturwissenschaften und Theologie berücksichtigt.

Eine Antrittsrede schreibt Geschichte

Mit gerade einmal 21 Jahren wurde Philipp Melanchthon von Tübingen nach Wittenberg zum Professor berufen. Im August 1518 hielt er eine Antrittsrede, die es in sich hatte. Schon der Titel der Rede verrät das Programm: „De corrigendis adolescentiae studiis“ - "Über die Notwendigkeit, die Studien der Jugend neu zu gestalten". Darin forderte der junge Gelehrte nicht weniger als einen Bruch mit tradierten Lehrmethoden und die konsequente Neuausrichtung der Universität an humanistischen Prinzipien. Das Studium antiker Autoren auf unverfälschter Textgrundlage sollte fortan im Mittelpunkt stehen. Die gründliche Kenntnis der griechischen Sprache galt ihm dafür als eine unabdingbare Voraussetzung, so dass deren Vermittlung im akademischen Lehrbetrieb eine deutliche Aufwertung gegenüber dem bis dahin allein dominierenden Latein erfahren sollte.

Beeindruckende Vielfalt an Publikationen

An der 1502 von Kurfürst Friedrich dem Weisen gegründeten Universität Leucorea lehrte Melanchthon u.a. die griechische Sprache. (Foto: Staatliche Geschäftsstelle "Luther 2017")

In den folgenden Jahren hat Melanchthon als Professor an der Philosophischen Fakultät der Leucorea intensiv an der Umsetzung dieses bereits am Beginn seiner Wittenberger Zeit formulierten Reformprogramms gearbeitet. Obwohl noch sehr jung und von zierlicher Gestalt, vermochte er mit seiner ausgereiften Redekunst und überzeugenden Gelehrsamkeit insbesondere die Studenten rasch für sich zu gewinnen. Eine wichtige Rolle für seinen Erfolg spielte aber auch, dass er seinen reformerischen Ansatz nicht nur in der eigenen Lehrtätigkeit verfolgte, sondern diesem auch methodisch und inhaltlich eine Grundlage schuf. In einer beeindruckenden fachlichen Vielseitigkeit verfasste Melanchthon neue Lehrwerke und Abhandlungen, die sich an seinem bildungsreformerischen Anliegen orientierten. Viele dieser Publikationen wurden zu Standardwerken, die über Jahrzehnte in Gebrauch waren und häufig nachgedruckt wurden.

„500 Jahre Philipp Melanchthon in Wittenberg“

Blick in den Freihandbereich und Enfilade der Reformatorischen Forschungsbibliothek (Foto: Reformatorische Forschungsbibliothek Wittenberg)

Die Kabinettausstellung wird am 18. August 2018, 16.30 Uhr, eröffnet und kann bis zum 14. Dezember 2018 in den Räumen der Reformationsgeschichtlichen Forschungsbibliothek im Schloss Wittenberg besichtigt werden. Der Eintritt ist frei. Öffentliche Führungen finden jeweils mittwochs um 16.30 Uhr statt. Pro Person kostet die Teilnahme an einer Führung € 3,00 (ermäßigt € 2,00). Sonderführungen können auf Anfrage vereinbart werden.

Die Eröffnung der Kabinettausstellung gehört zu einer Reihe von Veranstaltungen unter dem Titel „500 Jahre Philipp Melanchthon in Wittenberg“, die verschiedene Einrichtungen anlässlich der Ankunft Melanchthons in der Stadt an der Elbe organisieren. Hierzu zählt ein Melanchthon-Studientag am 18. August 2018, ab 11.00 Uhr, den die Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek gemeinsam mit der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt, dem Evangelischen Predigerseminar Wittenberg und der Evangelischen Wittenbergstiftung ausrichtet. Der Studientag rückt die Antrittsrede Melanchthons und dessen Relevanz für die Gegenwart in den Mittelpunkt. 

Informationen

Autor:Dr. Matthias Meinhardt/luther2017.de Quelle:Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek Wittenberg Datum:15-08-18
Schlagworte:
Philipp Melanchthon, Reformation, Forschungsbibliothek, Lutherstadt Wittenberg, Schlosskirche, Antrittsrede, Ausstellung, Leucorea

Info

Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek Wittenberg
Schlossplatz 1 (Besuchereingang Schloss)
06886 Lutherstadt Wittenberg

www.rfb-wittenberg.de

Öffnungszeiten:
montags bis donnerstags von 10.00 bis 16.00 Uhr
freitags von 10.00 bis 14.00 Uhr

Philipp Melanchthon

Neben Martin Luther gilt er als der wichtigste deutsche Reformator. Im Laufe seines Lebens gründete Melanchthon viele Schulen und Universitäten, verfasste unzählige Schriften und stand mit Gelehrten in ganz Europa in Kontakt. Wie kaum ein anderer beeinflusste er das Bildungswesen des 16. Jahrhunderts.

Bildung

Bildung für alle – so könnte man den Anspruch von Philipp Melanchthon, dem „Lehrer der Deutschen“, zusammenfassen. Der Reformator war davon überzeugt, dass jeder die Bibel selbst lesen und sich mit seinem Glauben auseinandersetzen sollte, um ein mündiger Christ zu werden.

Melanchthonhaus in Wittenberg

Das Bürgerhaus mit dem gestaffelten Giebel in der Wittenberger Collegienstraße machte der Kurfürst Johann Friedrich I. dem Professor Philipp Melanchthon zum Geschenk.

Melanchthonhaus in Bretten

Das Melanchthonhaus Bretten, erbaut an der Stelle des 1689 abgebrannten Geburtshauses des Reformators, ist das zweitgrößte reformationsgeschichtliche Museum in Deutschland. Es enthält neben einem Museum und einer Forschungsstelle auch eine Melanchthon-Spezialbibliothek.