Überraschende Entdeckung: Das Tafelbild "Die Kreuztragung" in der Dorfkirche von Pratau bei Wittenberg stammt von Lucas Cranach d.Ä. Dies wurde jetzt bei Restaurierungsarbeiten in der Kirche entdeckt. Nach den Worten der Kunstreferentin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Bettina Seyderhelm, wurde das Tafelbild mit hoher Wahrscheinlichkeit in den 1520er Jahren in der Wittenberger Cranach-Werkstatt gemalt. Es sei eine Auftragsarbeit für die Stiftskirche von Kardinal Albrecht in Halle gewesen.

"Kleine Sensation"

Seyerhelm bezeichnete die Entdeckung bei einer ersten Präsentation des restaurierten Tafelbildes in der Kirche von Dabrun bei Wittenberg als kleine Sensation. Als das Bild vor etwa fünf Jahren im nahe gelegenen Pratau in Augenschein genommen worden war, habe man es zunächst auf Cranach d.J. zurückgeführt. Beeindruckend an dem Tafelbild, das wohl auch mit Hilfe der Werkstatt umgesetzt wurde, sei vor allem sein Detailreichtum: Zu sehen ist Christus, der, umgeben von einer Menschenmenge, ein T-Kreuz hinauf zum Berg Golgatha trägt. Interessant sind für Seyderhelm die Blickachsen der abgebildeten Figuren, aber auch die Kostüme.

1980 war das Tafelbild "Die Kreuztragung" schon einmal aufgearbeitet worden. Die jüngste Restaurierung wurde vor Ort in der Pratauer Kirche realisiert. Nach Auskunft von Karoline Danz vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Halle hatte sich das Holz durch die Trockenheit in der Kirche zusammengezogen, wodurch sich an vielen Stellen die Malschicht gelöst hatte. Dass das Tafelbild nach seiner grundhaften Restaurierung nun in Dabrun gezeigt wird, hängt auch mit den klimatischen Bedingungen zusammen, die erheblich besser seien als in Pratau. Präsentiert wird es gut gesichert im Altarraum.

Länderübergreifendes Projekt zu Tafel-Bildern der Cranach-Maler

Die Restaurierung gilt auch als Pilotprojekt für eine länderübergreifende Initiative, bei der die Tafelbilder der Cranach-Maler und ihrer Werkstatt in den mitteldeutschen Kirchen restauratorisch voruntersucht, konserviert und in ihrem historischen Kontext betrachtet werden sollen. Unter Seyderhelms Federführung wurde dazu eine interdisziplinäre Kooperation unterschiedlicher Fachrichtungen begründet. Das Forschungsprojekt könnte einen wichtigen Beitrag zu den geplanten Ausstellungen im Cranachjahr 2015 leisten. Anlässlich des 500. Geburtstags des jüngeren Cranach soll im Rahmen der Lutherdekade dann die Kunst der Reformation im Fokus stehen.