Unter dem Titel „Barfuß ins Himmelreich? Martin Luther und die Bettelorden in Erfurt“ präsentiert die Thüringer Landeshauptstadt eine Ausstellung zum diesjährigen 500. Reformationsjubiläum. Die Schau läuft bis zum 12. November an mehreren Standorten in Erfurt – im Stadtmuseum, im Angermuseum und in den Erfurter Bettelordenskirchen. Dabei werden unter anderem kostbare Bücher, Flugschriften, Urkunden wie Martin Luthers Universitätsmatrikeln, liturgisches Gerät, Schnitzplastik, Altarbilder sowie Alltagsgegenstände und archäologische Fundstücke ausgestellt, kündigte Erfurts Kulturdirektor Tobias Knoblich an. Die Exponate stammen aus den Archiven der Stadt, des Bistums und der Universitätsbibliothek oder sind Leihgaben.
Zentrale Bedeutung für die Ausstellung habe die Entwicklung Martin Luthers. Sie verknüpfe das persönliche Lebensschicksal des Studenten, Gottsuchers, Bettelmönchs, Kontroverspredigers und Ehemannes Luther mit einem Panorama der Beziehungen der Bettelorden zur Erfurter Stadtgesellschaft. Mit Luther, der ab 1501 zunächst an der Erfurter Universität studierte, ehe er 1505 in das Augustinerkloster eintrat, „begann etwas weltgeschichtlich Neues“, sagte der Mediävist Karl Heinemeyer, der die Ausstellung als Wissenschaftler begleitete. Die entscheidende Prägung dazu habe er im Augustinerkloster erhalten, fügte der emeritierte Professor der Universität Erfurt hinzu.
Luther erhielt entscheidende Prägung in Erfurt
An keinem anderen Ort als den authentischen Erfurter Stätten lasse sich Luthers innere Entwicklung so überzeugend darstellen und erleben, hieß es. Diese Entwicklung führte den Reformator von der besonders strengen Erfüllung der Gelübde über die Erfahrung des vergeblichen Ringens um einen gnädigen Gott bis zur Ablehnung des mönchischen Lebenskonzeptes. Daraus folgte sein leidenschaftlicher Einsatz für eine von allem religiösen Leistungsdenken befreite Glaubensgemeinschaft.