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„Luther und die Deutschen“ auf der Wartburg Zweite Nationale Sonderausstellung zum 500. Reformationsjubiläum in Eisenach eröffnet

Die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, hält die Festrede zur Eröffnung. (Bild: Rainer Salzmann, Wartburg-Stiftung)

Als zweite von insgesamt drei Nationalen Sonderausstellungen zum 500. Reformationsjubiläum ist am Mittwoch die Schau „Luther und die Deutschen“ auf der Wartburg bei Eisenach eröffnet worden. Zu den Gästen des Festaktes zählten neben Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) und Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, mehrere Bischöfe, Eisenachs Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Linke) und Abgeordnete des Bundes- und der Landtage.

Heinrich Bedford-Strohm, Monika Grütters und Eisenachs Oberbürgermeisterin Katja Wolf mit Burghauptmann Günter Schuchardt (v.l.n.r.) vor der „Bannandrohungsbulle“ Papst Leo X. von 1520, einer Leihgabe aus dem Sächsischen Staatsarchiv. (Bild: Rainer Salzmann, Wartburg-Stiftung)

Am Donnerstag jährt sich zum 496. Mal die Ankunft Martin Luthers (1483-1546) auf der Wartburg, nachdem er nach dem Reichstag in Worms am 4. Mai 1521 zum Schein entführt worden war. Die Nationale Sonderausstellung ist bis zum 5. November zu sehen. Die Ausstellung „Luther und die Deutschen“ will mit etwa 300 Gemälden, Druckwerken, aber auch den Nachbauten einer Druckerpresse und von Luthers Reisewagen den Einfluss des Reformators auf Geschichte, Bildung, Sprache und natürlich die Religion veranschaulichen. Wichtigstes Exponat ist indes die Wartburg selbst mit ihrer 950-jährigen Geschichte, so Burghauptmann Günter Schuchardt.

„Fernab jeder nationalen Überhöhung“

Umrahmt von ihrer prächtigen Kulisse lade das Thema „Luther und die Deutschen“ dazu ein, Licht und Schatten der Reformationsgeschichte zu erkunden, sagte Kulturstaatsministerin Grütters in ihrem Grußwort. Mit kaum einer anderen Person sei in Deutschland eine so bewegte Rezeptionsgeschichte verbunden wie mit Martin Luther. „Die Aufklärung nahm Luther als frühen Apostel der Geistes- und Gewissensfreiheit in Anspruch, die deutsche Nationalbewegung als Bannerträger deutscher Nationalität“, sagte sie.

Im Ersten Weltkrieg sei er zum Heros stilisiert und im Nationalsozialismus zum nationalen Visionär verklärt worden. „Vor allem aber dienten seine erschreckend antisemitischen Schriften als Legitimation für Rassenhass und Völkermord. Vor diesem Hintergrund rückt die Ausstellung Luthers Wirken in eine neue Perspektive – fernab jeder nationalen Überhöhung“, sagte Grütters. Zur durchaus umstrittenen Verwendung des Hammers als Zeichen der Nationalen Sonderausstellungen stellte sie fest: „Luther mit dem Hammer und der Thesenanschlag stehen symbolisch für die Wirkmacht der Reformation.“

Bodo Ramelow, Ministerpräsident von Thüringen, eröffnet die Nationale Sonderausstellung „Luther und die Deutschen“. (Bild: Rainer Salzmann, Wartburg-Stiftung)

Der Thüringer Ministerpräsident Ramelow würdigte die Anstrengungen der gesamten Lutherdekade. Der Prozess bis hin zur Sonderausstellung habe geholfen zu klären, „woher wir kommen, auf welchem Fundament wir stehen“. Er betonte, man solle „das Reformationsjubiläum als Echolot für unsere Zeit nutzen.“ Auch Ramelow begrüßte die Verwendung des Hammers als Symbol – schließlich sei die Thüringer Ausstellung „ein Hammer“. Ramelow sparte aber auch einen Verweis auf den Antisemiten Luther nicht aus, der mit seinen Schriften die Rechtfertigung für schlimme Fehlentwicklungen wie das Eisenacher Entjudungsinstitut während der Nazizeit geliefert habe.

Luther und seine „Brüder“

Eine Besucherin fotografiert den druchscheinenden Glas-Luther, der sein Verhältnis zur Nationalität beleuchtet (Bild: epd-bild/Maik Schuck)

Unbestritten sei der Bezug auf Luther eine feste Konstante in fünf Jahrhunderten Reformation. Doch dürften darüber nicht seine „ungeliebten Brüder“ – so der Titel einer Ausstellung in Mühlhausen – wie Thomas Müntzer oder Andreas Bodenstein, genannt „Karlstadt“, in Orlamünde vergessen werden. Zudem zeigten neue Ausstellungen in Schmalkalden zum Wirken des gleichnamigen protestantischen Bündnisses oder zu Luthers Weggefährten Spalatin in Altenburg das ganze Spektrum der Reformation.

Der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm erklärte, wichtige – und meist auch unpopuläre – Themen des Reformators Martin Luther wie Buße, die Verbindung von Glaube und Liebe, Sünde und die öffentliche Theologie seien „hochaktuell“. Am wichtigsten bleibe Luthers Bezug auf Christus – und so solle das Reformationsjubiläum auch „als ökumenisches Christusfest“ gefeiert werden. Jeder habe sein eigenes Bild von Luther, so Bedford-Strohm weiter. Dennoch: „Die Reformation war in ihrem Kern eine religiöse Bewegung.“ Das dürfe nicht vergessen werden.

Die erste Nationale Sonderausstellung „Der Luthereffekt“ ist bereits seit dem 12. April im Berliner Gropius-Bau zu besichtigen. Am 13. Mai folgt in Wittenberg „Luther! 95 Schätze – 95 Menschen“. Die Kulturstaatsministerin fördert alle drei Nationalen Sonderausstellungen mit insgesamt 5,5 Millionen Euro.