Skip to main content

Dritte Nationale Sonderausstellung in Wittenberg eröffnet

Blick in die Ausstellung. Zu sehen ist ein Fragment der Predigtkanzel Luthers aus der Wittenberger Stadtkirche. (Bild: epd-bild/Jens Schlüter)

Mit Vertretern aus Politik und Kirche ist am Freitag und Sonnabend die dritte Nationale Sonderausstellung zum Reformationsjubiläum, „Luther! 95 Schätze – 95 Menschen“, in Wittenberg eröffnet worden. Martin Luther hatte hier vor 500 Jahren gelebt, gelehrt und die Reformation angestoßen.

Die Nationale Sonderausstellung mit dem Titel „Luther! 95 Schätze – 95 Menschen“ ist bis zum 5. November im Augusteum des Lutherhauses in Wittenberg zu sehen. In den vergangenen Wochen waren bereits die Nationalen Sonderausstellungen in Berlin („Der Luthereffekt – 500 Jahre Protestantismus in der Welt“) und Eisenach („Luther und die Deutschen“) gestartet.

Luthers Testament und Winnetous Silberbüchse

Brief Martin Luthers vom 31. Oktober 1517 an seinen Dienstherrn, Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz und Magdeburg. (Bild: epd-bild/Jens Schlüter)

Die Wittenberger Schau macht auf 1450 Quadratmetern Luthers Entwicklung vom Mönch zum Reformator erlebbar und beschreibt den Einfluss Luthers und seiner Thesen auf bekannte Menschen zwischen dem 16. und 21. Jahrhundert.

Insgesamt werden über 300 Exponate präsentiert, von denen 90 Prozent Leihgaben aus 21 Ländern sind. Zahlreiche Werke werden im Rahmen der Nationalen Sonderausstellung erstmals in der Öffentlichkeit gezeigt. Unter den Exponaten befinden sich auch ein handschriftlicher Brief Luthers vom 31. Oktober 1517 an seinen geistlichen Dienstherren Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz und Magdeburg, Luthers Testament und eine Bibel aus seinem Privatbesitz. Im zweiten Teil der Ausstellung, „95 Menschen“, finden sich so unterschiedliche Exponate wie Caspar David Friedrichs „Kreuz im Wald“, Winnetous Silberbüchse oder ein Arbeitstisch zur Kernspaltung von Otto Hahn, Lise Meitner und Fritz Straßmann.

Interaktive Familienausstellung „Der Mönch war's!“

Der Hund Tölpel führt die Besucher durch die Mitmachausstellung „Der Mönch war's!“ (Bild: © Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt / Thomas Bruns)

Neben der Hauptausstellung präsentiert die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt auch eine interaktive Familienausstellung „Der Mönch war’s!“. Hier können sich Besucher auf eine Zeitreise in das Wittenberg des 31. Oktober 1517 begeben und auf eigene Faust den Spuren Luthers durch die Stadt folgen. Dabei werden sie durch Luthers Hund Tölpel geführt und folgen seinem Herrchen am Tag des Thesenanschlags durch die Stadt zur Thesentür. Die hier in Szene gesetzten Momente schaffen ein vielschichtiges Bild des Mönchs Martin Luther, der Stadt Wittenberg und der Ereignisse des 31. Oktober 1517 und laden zum Mitmachen ein. An acht Stationen können zum Beispiel Thesen gestempelt und angeschlagen werden, Besucher können sich als Mitglied des kurfürstlichen Hofstaats verkleiden oder auf einem Postbotenpferd Richtung Magdeburg reiten. 

Beim Festakt zur Eröffnung der Nationalen Sonderausstellung würdigte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka die Entschlossenheit des Mönchs Martin Luther, der sich gegen die Mächtigen seiner Zeit aufgelehnt habe: „Luther revolutionierte damit die Welt und das Leben in der Gesellschaft“, sagte die Ministerin. 

Wanka: „Kaum eine Rede ohne Lutherzitat“

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff betrachtet die 95 Thesen Martin Luthers. (Bild: epd-bild/Jens Schlüter)

Wanka betonte weiter, dass gerade heute die von Luther erkämpften Werte immer wieder vergegenwärtigt werden müssten, da sie die Basis für das Gelingen eines pluralistischen Miteinanders seien. „Allen voran Partizipation und Meinungsfreiheit ohne Geschlechter- oder Standesunterschiede“, sagte Wanka. Es gebe in diesem Jahr – unabhängig vom Thema – eigentlich kaum eine Rede ohne ein Zitat von Luther, dem Augustinermönch und Reformator, der auch nach 500 Jahre noch bekämpft oder bewundert werde. 

Im Anschluss würdigte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff die Bedeutung des Reformationsjubiläumsjahrs und der drei Nationalen Sonderausstellungen. Haseloff, der selbst aus Lutherstadt Wittenberg stammt, unterstrich, dass der Thesenanschlag für die Einheimischen unumstritten sei. Der Überlieferung nach hatte Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen den Missbrauch des Ablasshandels an die Tür der Wittenberger Schlosskirche angeschlagen. „Martin Luther ist nicht nur ein Mythos in der deutschen Geschichte, sondern ein historischer Fakt“, sagte Haseloff weiter. Darum müsse das Gedenken an den Beginn der Reformationsbewegung an diesem historischen Ort gefeiert werden.

Die Ausstellung ist Teamarbeit – wie die Reformation 

Arbeitstisch zur Uranspaltung, Deutsches Museum München. (Bild: © Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen- Anhalt / Thomas Bruns)

Den Festakt hatte Rainer Robra eröffnet, Kulturminister Sachsen-Anhalts und Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt. Er hob die Arbeit der Stiftung hervor, die das Welterbe einerseits schütze, andererseits aber auch besser erlebbar mache. „Die Reformation gehört zum Kulturerbe der Menschheit“, sagte Robra und betonte, dass sich die Wittenberger Ausstellung ganz dem Menschen Martin Luther widme. 

Mit Blick auf die zahlreichen Leihgaben in der Ausstellung betonte der Stiftungsdirektor Stefan Rhein, dass eine Ausstellung immer Teamarbeit sei – Luther habe die Reformation ja auch nicht allein geformt. Für Rhein ist der 31. Oktober in diesem Jahr der „Tag der Tage“, auch wenn er für viele vor allem als Feiertag bedeutend sei. Hierfür könnte die Mitmach-Ausstellung „Der Mönch war’s!“ mit Luthers Hund Tölpel Wissen vermitteln. „Vielleicht wird Tölpel ja der heimliche Held des Lutherjahrs“, schloss Rhein. 

Suche nach dem wahren Schatz

Beim Konzert des MDR-Kinderchors waren die Besucher auch zum Mitmachen aufgefordert. (Bild: Staatliche Geschäftsstelle „Luther 2017“ / Astrid Mühlmann)

Der Präsident der Luther-Gesellschaft, Prof. Dr. Dr. Johannes Schilling, begab sich in seiner Festrede „auf die Suche nach dem wahren Schatz“. „Nach der großen weiten Welt des Luthereffekts in Berlin und der kleineren Welt Luthers und der Deutschen auf der Wartburg kommen wir nun in konzentrierter Verdichtung an den Ort, an die Quelle des Geschehens, von dem und der alles ausging. Wo, wenn nicht hier sollte der wahre Schatz gefunden werden?“ so Schilling weiter. Für den Kieler Theologen ist die 62. These, in der vom Schatz die Rede ist, die wichtigste der 95 Thesen Luthers. 

Seiner abschließenden Aufforderung, selbst auf Schatzssuche zu gehen, folgten am Freitagabend die Gäste der Eröffnung noch bis zu später Stunde. Den Abend ließen sie bei entspannter Musik der Vokalband Delta Q und besonderen Illuminationen des Projektionsprojektes genius loci ausklingen. Am Sonnabend wurde die Ausstellung für das breite Publikum dann mit einem Konzert des MDR Kinderchors eröffnet, bei welchem die jungen und junggebliebenen Besucher kräftig mitsingen durften.