Das Unternehmen Cranach arbeitete auch für Luthers Widersacher
Der Blick leicht skeptisch, die Haare wellen sich unter dem Barett hervor – durch die Porträts von Lucas Cranach dem Älteren wissen wir noch heute, wie Martin Luther aussah. Doch nicht nur das: „Cranach ist so etwas wie das Markenzeichen der Reformation", sagt die Weimarer Kunsthistorikerin Karin Kolb. Er porträtierte weitere Reformatoren und illustrierte ihre Schriften. Gemälde, Flugblätter und Drucke aus seiner Werkstatt sorgten in hohen Auflagen dafür, dass die Erneuerer und ihr Denken weithin bekannt wurden. Seine Werke haben das Bild von der Reformation nachhaltig geprägt – auf Denkmälern, in der Kunst und selbst auf Münzen.
Wenn am 31. Oktober 2014 mit Blick auf den 500. Jahrestag der Reformation 2017 das neue Themenjahr der Lutherdekade „Reformation – Bild und Bibel" beginnt, geht es darum auch um die Malerfamilie Cranach. Anknüpfungspunkt ist der 500. Geburtstag von Lucas Cranach dem Jüngeren (1515-1586). Er war Sohn des Hofmalers Lucas Cranach dem Älteren (um 1472-1553) und übernahm 1550 dessen Wittenberger Werkstatt. Damit setzte er fort, was der Vater in den Jahrzehnten zuvor aufgebaut hatte: ein erfolgreiches Unternehmen im Dienst der neuen Kirche.
Allegorien, Akte und Jagdszenen im Zeitgeist des 16. Jahrhunderts
Cranach der Ältere, geboren im fränkischen Kronach und nach mehreren Jahren als Künstler in Wien ab 1505 kursächsischer Hofmaler, war nicht nur ein versierter Porträtist. Er hatte auch einen ausgezeichneten Ruf als Gestalter von Altären. Zudem dokumentieren seine vielen Allegorien, Akte und Jagdszenen für höfische und private Auftraggeber bis heute den Zeitgeist des 16. Jahrhunderts. Das Gesamtwerk wird auf etwa 5.000 Arbeiten geschätzt – allerdings mit einer hohen Verlustquote. Weltweit gibt es noch etwa 1.500 „Cranachs".
Seine Werke waren vor allem Auftragsarbeiten, was jedoch damals nicht anrüchig gewesen sei, sagt Karin Kolb, die an der Weimarer Klassik-Stiftung eine große Cranach-Ausstellung für das nächste Jahr vorbereitet. Besonders zu Zeiten der Reformation seien Kunst und Politik ganz eng verbunden gewesen. Sie widerspricht damit der Auffassung, die vielen Arbeiten zur Reformation seien nur das Ergebnis einer engen Familienfreundschaft zwischen Cranach und Luther. Die gab es zwar ohne Zweifel: Der Künstler war Trauzeuge Luthers und seiner Frau Katharina von Bora sowie Taufpate des ersten Sohnes Johannes.