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Leipzig feiert: 475 Jahre Reformation und Eröffnung des Lutherweges in der Stadt

Lutherweg mit zwölf Stationen in Leipzig

Das Deckengewölbe der Leipziger Thomaskirche:
Das Deckengewölbe der Leipziger Thomaskirche: Unter diesem Dach hielt Luther 1539 seine legendär gewordene Predigt, die 475 Jahre später als offizieller Beginn der Reformation gefeiert wird. (Bild: PR)

Genau 475 Jahre nach Martin Luthers Predigt in der Leipziger Thomaskirche ist in Leipzig mit einem Festgottesdienst die Einführung der Reformation in der sächsischen Stadt gefeiert worden. Der evangelische Landesbischof Jochen Bohl erinnerte in seiner Predigt in der Leipziger Nikolaikirche daran, dass der Reformator Martin Luther beim Anschlag seiner Thesen 1517 in Wittenberg „nicht im Entferntesten daran gedacht haben wird, welche Wirkungen seine Thesen auslösen werden“.

Die Reformation – ein „politischer Akt aus geistlicher Hinsicht“

Der Landesbischof bezeichnete die Reformation als einen „politischen Akt aus geistlicher Hinsicht“. Bohl verwies darauf, dass die Geschichte der sächsischen Landeskirche, die mit der Einführung der Reformation in Sachsen 1539 einsetzt, auch davon geprägt sei, dass die Kirche dabei „nicht immer allen Ansprüchen gerecht geworden“ sei. Als Beispiel nannte der evangelische Bischof ausdrücklich die Verfolgung der Juden.

In seiner Predigt, der unter anderem Sachsens Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer (parteilos) und Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) beiwohnten, kündigte Bohl an, das Jubiläum der Reformation in Sachsen „ganz bestimmt nicht mit antikatholischen Gesten feiern“ zu wollen. Zum Katholikentag, der in zwei Jahren in Leipzig ausgerichtet wird, „laden wir die Katholiken auch in unsere Kirchen und Gemeinden ein“, fügte er hinzu. Im Anschluss an den Gottesdienst eröffneten Bohl und Jung den Leipziger Teil des sächsischen Lutherwegs.

Menschenmassen drückten Fenster ein, um Luther zu hören

Die Reformation wurde zu Pfingsten 1539 in Leipzig eingeführt, nachdem der katholische Herzog Georg der Bärtige (1471-1539) verstorben war. Es ist übermittelt, dass Martin Luther die Nachmittagsvesper in der Thomaskirche hielt. Historisch schwer überprüfbare Berichte erzählen davon, dass Menschenmassen sogar Leitern an die Kirchmauern stellten und die Fenster eindrückten, um den Reformator zu hören.

Thomaskirche in Leipzig
Die Thomaskirche gilt als historischer Ausgangspunkt der Reformation in Leipzig. (Bild: epd)

Die Ereignisse rund um den 25. Mai 1539 seien damit im wahrsten Sinne „legendär“, sagte Superintendent Martin Henker im Vorfeld der Feier. Dennoch sei verbrieft, dass Herzog Heinrich der Fromme (1473-1541) nach Amtsantritt die Reformation in seinem Herrschaftsgebiet einführte und die Wittenberger Reformatoren – neben Luther unter anderem auch Philipp Melanchthon – nach Leipzig einlud. Luther kränkelte in diesen Tagen und musste die erste Predigt in der Nikolaikirche absagen, doch zur Nachmittagsvesper in der Thomaskirche konnte er den Gottesdienst halten.

Die Thomaskirche ist eine von insgesamt zwölf Stationen auf dem Leipziger Lutherweg. Dieser umfasst unter anderem auch das Neue Rathaus, das an der Stelle der einstigen Pleißenburg steht, wo 1519 die Leipziger Disputation stattfand. Dieses theologische Streitgespräch war bedeutend für den weiteren Weg Luthers, da dort die Differenzen zur katholischen Kirche und zum Papsttum deutlich zu Tage traten und sein Widersacher Johannes Eck ihn als Ketzer darstellte.

Pilgerstempel an fünf Stationen in der Stadt

Der Lutherweg in Leipzig führt südlich über Markkleeberg hinein und im Nordosten wieder heraus. In der Innenstadt folgt er keiner eindeutigen Strecke, sondern punktuell entlang der ausgeschilderten Stationen. Weitere Haltepunkte sind Auerbachs Keller und das Museum der Bildenden Künste, wo eines der berühmtesten Luther-Porträts hängt. An fünf Stationen stehen für die Pilger Stempel bereit.

Am Sonntag wurde auch das Journal „Orte der Reformation in Leipzig“ vorgestellt, das auf 80 bunt bebilderten Seiten einen Einblick in das historische und heutige Leipzig gibt, stets mit Blick auf die Einführung der Reformation. Der Leipziger Lutherweg ist Teil des insgesamt 550 Kilometer langen sächsischen Lutherweges, der in zwei Routen von Torgau nach Zwickau führt. Der westliche Abschnitt, der auch durch Leipzig führt, wird am 4. Juni offiziell eröffnet.

Informationen

Quelle:epd Datum:26-05-14
Schlagworte:
Lutherweg, Leipzig, Thomaskirche, Jubiläum, Jochen Bohl, Burkhard Jung

Leipzig

In der Leipziger Disputation traten Martin Luther, Philipp Melanchthon und Karlstadt dem Ingolstädter Theologieprofessor Johannes Eck gegenüber und bezweifelten die alleinige Lehrautorität des Papstes.

Themenjahr 2014

Glaube und Macht, Gewissensfreiheit und Menschenrechte – das sind Themen der Reformation und zugleich der Gegenwart.