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Der Mann hinter Luther

Der Reformator Martin Luther und der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen sind sich persönlich nie begegnet. Dennoch bewirkten sie zusammen die starke Bewegung, die von Luthers Ideen ausging und die in der kirchlichen, politischen und geistesgeschichtlichen Wende der Reformation mündeten. Für die starke Dynamik und das zwischenmenschliche Schmiermittel in diesem Zusammenwirken war ein Dritter verantwortlich: Der Gelehrte und Theologe Georg Spalatin war der Mann hinter Luther - der Steuermann der Reformation.

Geheimsekretär, geistlicher Berater und Hofprediger

Georg Burkhardt wurde am 17. Januar 1484 als Kind einer ledigen Mutter und eines unbekannten Vaters im Bistum Eichstätt geboren. Humanistischem Brauch entsprechend gab er sich, nach seiner Geburtsstadt Spalt, den Gelehrtennamen Spalatinus. 1503 erhielt er an der neu gegründeten Universität Wittenberg die Magisterwürde, in Erfurt wurde er im Jahr 1508 zum Priester geweiht. Im selben Jahr trat Georg Spalatin eine Stelle als Prinzenlehrer am kurfürstlichen Hof in Torgau an und gewann schnell das Vertrauen des Kurfürsten Friedrich III. (der Weise) von Sachsen. Er wurde sein Geheimsekretär, geistlicher Berater und Hofprediger.

Das Zusammenspiel von Martin Luther und Kurfürst Friedrich III. von Sachsen am Ausgangspunkt der Reformation wäre ohne die vermittelnde Rolle Spalatins undenkbar gewesen. Seit 1516 in der kurfürstlichen Kanzlei tätig, oblagen ihm verschiedene Aufgaben in Kirchen- und Universitätsfragen. In diesen Funktionen ebnete er Luthers Wege und hatte großen Anteil daran, dass dieser heute als großer Reformator bekannt ist. Mit Luther und dessen Mitstreiter Melanchthon setzte sich Spalatin für die Universitätsreform in Wittenberg ein. Als Übersetzer von Luther- und Melanchthonschriften wie auch mit eigenen Werken förderte er die evangelische Lehre. 

Aufgrund seiner engen Bindung an Luther und dessen Theologie gilt es insbesondere als Spalatins Verdienst, dass der Kurfürst Luther Schutz gewährte und sich die Reformation entfalten konnte. 1521 war es Spalatin, der Luther nach dem Reichstag in Worms zum Schein entführen und auf die Wartburg bringen ließ. Damit wollte er Luther in Sicherheit wissen. Über die zehn Monate seines Aufenthaltes auf der Burg blieb Spalatin mit Luther brieflich in Verbindung.

Erster Superintendent Altenburgs 

Nach dem Tod Friedrich des Weisen kam Spalatin 1525 als Pfarrer nach Altenburg in Thüringen. Hier wirkte er in Luthers Auftrag zunächst als Stadtpfarrer und setzte sich selber zum Ziel, die Ideen der Reformation umzusetzen. 1528 wurde er der erste Superintendent Altenburgs. 

1545 starb der Steuermann der Reformation in Altenburg und wurde in der St. Bartholomäikirche beigesetzt. Dort erinnert eine Gedenkplatte an Georg Spalatin, den Diplomaten Luthers, der im weltlichen wie im kirchlichen Leben gleichermaßen viel bewegt hat. Seine Gebeine sind verschollen, doch seine Bibel, eines der wertvollsten Zeitdokumente der Reformation, ist erhalten geblieben.