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Reformation vorerst gescheitert – Mühlberg an der Elbe bekommt ein Reformationsmuseum

Die Kriege um Macht und Glauben vor rund 500 Jahren haben Brandenburg nur gestreift. Doch ein Ort hat auch hier große Geschichte geschrieben: Mühlberg an der Elbe.

Propstei (Stadtmuseum) in Mühlberg an der Elbe (Bild: DorisAntony (CC BY-SA 3.0))

Brandenburg bekommt ein Reformationsmuseum: Die Dauerausstellung „Mühlberg 1547“ über das Ende des Schmalkaldischen Krieges wird am Freitag (24. April) mit einem Festakt in der restaurierten Klosterpropstei von Mühlberg an der Elbe eröffnet. Ab Samstag (25. April) ist das Haus auch für Besucher zugänglich. Damit werde der einst europaweit bedeutende Ort „auf die Landkarte zurück“ gebracht, erklärte Kulturministerin Sabine Kunst in Potsdam. Das neue Museum erinnert an die Schlacht bei Mühlberg, in der vor fast 500 Jahren das katholische Heer Kaiser Karls V. die Truppen des protestantischen Schmalkaldischen Bundes besiegte.

Niederlage ermöglicht Reformationsmuseum

Hier hat die Reformation vorerst ein Ende gefunden: In der Schlacht bei Mühlberg musste sich 1547 der Schmalkaldische Bund protestantischer Landesfürsten und Städte den Truppen Kaiser Karls V. geschlagen geben. Die Gegenreformation und das Heilige Römische Reich trugen in dem Krieg um politische Vorherrschaft und Religion den Sieg davon. Der Konflikt sei der „erste Religionskrieg auf deutschem Boden“ gewesen, betont der Historiker Lars-Arne Dannenberg. Das sieht auch Martina Pöschl, Verantwortliche des Landkreises Elbe-Elster für das Museum, so. Ihrer Ansicht nach habe die Schlacht den weiteren Verlauf des 16. Jahrhunderts entscheidend beeinflusst: „Mühlberg wurde durch das kriegerische Ereignis zu einem historischen Erinnerungsort von europäischer Dimension“. Die Niederlage gegen die katholischen Truppen hat der einst sächsischen Stadt bereits eine Auszeichnung mit dem europäischen Kulturerbe-Siegel gebracht: Mühlberg gehört damit zu den offiziellen „Stätten der Reformation“. Mit dem Siegel werden Orte ausgezeichnet, die symbolhaft für die europäische Einigung und die Geschichte Europas stehen. Nun bekommt die Stadt im Süden Brandenburgs auch ein Reformationsmuseum. Auf den Tag genau 468 Jahre nach der entscheidenden Schlacht bei Mühlberg wird es am Freitag mit einem Festakt für geladene Gäste in der Propstei des früheren Klosters Marienstern eröffnet. Rund zwei Millionen Euro wurden zuvor in die Restaurierung des Bauwerks investiert.

„Halb Europa vor Mühlberg versammelt“

Im Mittelpunkt der Ausstellung „Mühlberg 1547“ steht die Schlacht, die mit einer Medieninszenierung beleuchtet wird: Der sächsische Kurfürst Johann Friedrich I. soll mit seinen Offizieren am Morgen des 24. April 1547 gerade an einem evangelischen Gottesdienst teilgenommen haben, seine rund 7.000 Soldaten bereiteten sich auf den Weitermarsch nach Wittenberg vor. Da überquerten die kaiserlich-katholischen Truppen die Elbe. Die Protestanten mussten sich der Übermacht von rund 17.000 Fußsoldaten und 10.000 Reitern beugen. All dies sei eher eine „wilde Flucht“ als eine Schlacht gewesen, sagt Dannenberg, Kurator der Ausstellung. Der Kurfürst wurde gefangen genommen und verlor große Teile seiner Länder an den mit Kaiser Karl verbündeten Herzog Moritz von Sachsen. Der 1531 im thüringischen Schmalkalden als Verteidigungsbündnis protestantischer Fürsten und Städte gegründete Schmalkaldische Bund wurde aufgelöst. Die Städte Ulm, Konstanz und Augsburg, Bremen und Hamburg sowie mehrere Fürsten- und Herzogtümer hatten dem Bündnis neben weiteren Städten und Regionen unter Führung von Kursachsen und Hessen angehört. Ziel war nicht nur die Behauptung der protestantischen Konfession, sondern auch die Absicherung wirtschaftlicher und politischer Macht.

Kaiser Karl V. nach der Schlacht bei Mühlberg auf einem Gemälde von Tizian 1548 (Bild: Wikimedia)

„Karl V. war auf dem Höhepunkt der Macht“, fasst Dannenberg das Ergebnis der Schlacht bei Mühlberg zusammen. Der Kaiser, der zugleich spanischer König war, habe nach dem Sieg über die Lutheraner angenommen, dass „der rechte Glaube“ wieder auf dem Vormarsch und der monoreligiöse katholische Staat gerettet sei. „An dem Tag war halb Europa vor Mühlberg versammelt“, betont Dannenberg. Söldner und Soldaten aus Ungarn, Neapel, Spanien und anderen Teilen Europas trafen hier aufeinander. Mit originalen und nachgebildeten historischen Waffen wie Hellebarden und Husarensäbeln soll dies in der Ausstellung dokumentiert werden. Gezeigt werden auch mehrere liturgische Handschriften des Klosters aus dem 14. Jahrhundert und eine Sammlung von Madonnen und Heiligenfiguren. Dass dieser Teil der europäischen Geschichte auch mit dem heutigen Land Brandenburg zu tun hat, liegt an weiteren Kriegen mehr als 250 Jahre später: Nach der Niederlage Napoleons ging Mühlberg zusammen mit anderen sächsischen Gebieten bei der Neuordnung Europas beim Wiener Kongress 1815 an Preußen.


Museum „Mühlberg 1547“: Öffnungszeiten von April bis September täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, von Oktober bis März täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr.

Zusammengefasst: Im brandenburgischen Mühlberg wird am Freitag (24. April) das Reformationsmuseum mit der neuen Ausstellung „Mühlberg 1547“ eröffnet. Es nimmt in einer Dauerausstellung die Schlacht der kaiserlichen Truppen gegen die protestantischen Truppen in den Blick.

Informationen

Autor:Yvonne Jennerjahn/luther2017 Quelle:EPD Datum:22-04-15
Schlagworte:
Schmalkaldischer Krieg, Lutherdekade, Mühlberg, Brandenburg, Karl V.

Museum Mühlberg 1547

Reformation vorerst gescheitert: In der Nähe der Stadt Mühlberg wurde Geschichte geschrieben.