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„Luthers Meisterwerk“ – Bundespräsident besucht Ausstellungseröffnung

Im Vorfeld des Reformationsjubiläums 2017 präsentiert das Bibelhaus in Frankfurt am Main die Ausstellung „Luthers Meisterwerk – ein Buch wie eine Naturgewalt“. Bundespräsident Joachim Gauck und der Schirmherr der Ausstellung, Heinrich Bedford-Strohm, sprachen am Dienstagabend (15.09.15) bei der Eröffnung der Schau.

Bundespräsident Joachim Gauck am Dienstagabend (15.09.15) in der Frankfurter Dreikönigskirche bei der Eröffnung der Ausstellung „Luthers Meisterwerk – ein Buch wie eine Naturgewalt“. (Bild: epd-bild)

Als Martin Luther inkognito auf der Wartburg verweilte, griff er vor allem aus Langeweile zur Feder. Stille und Zeit, die Luther auf der Festung reichlich hatte, verhalfen ihm zu einer seiner produktivsten Schaffensperioden: Innerhalb von nur knapp elf Wochen übersetzte er das Neue Testament – und schuf einen Bestseller. 3.000 Kopien seines „Septembertestaments“ waren sofort ausverkauft. Das Bibelhaus in Frankfurt rückt nun in einer umfangreichen Ausstellung „Luthers Meisterwerk“ und dessen beispiellose Entstehungs- und Wirkungsgeschichte in den Mittelpunkt.

Die Deutsche Sprache geprägt

„Doktor Martinus Luther war weder ein Künstler noch ein Handwerker. Insofern ist es streng genommen etwas schwierig, von einem ,Meisterwerk’ zu sprechen, wenn es um seine Bibelübersetzung geht“, stellte Bundespräsident Joachim Gauck bei der Eröffnung der Ausstellung am Dienstagabend fest. Die ganze Kraft und Präzision, die Sprachgewalt und der poetische Zauber von Luthers Übersetzung der Heiligen Schrift habe allein die „Verankerung des Wort Gottes in den Seelen der Menschen“ als Ziel gehabt, so der Bundespräsident weiter. „Luther hat uns nicht nur das Wort Gottes auf Deutsch geschenkt – er hat auch Begriffe und Sprachbilder gefunden, die die deutsche Sprache und das Denken auf Deutsch bis heute prägen“, erklärte Gauck, der von Haus aus evangelischer Pfarrer ist. 

Die prachtvoll geschmückte Nürnberger Koberger-Bibel von 1483 in der Sonderausstellung „Luthers Meisterwerk – ein Buch wie eine Naturgewalt“ im Frankfurter Bibelhaus Erlebnis-Museum. (Bild: epd-bild)

Kein Buch hat die deutsche Sprache und Kultur so geprägt wie die Bibelübersetzung von Martin Luther. Nach Ansicht des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, gehöre die Lutherbibel mit ihrer starken Wirkung auf die deutsche Sprache bis heute zum kulturellen Gedächtnis. Das Bibeldeutsch des Reformators sei mit vielen Wendungen fester Bestandteil des Deutschen. „Jede Revision – jede Anpassung der Lutherübersetzung an den sich wandelnden Gebrauch einer Sprache, die ja etwas sehr Lebendiges ist, bedarf darum besonderer Behutsamkeit", warb der Landesbischof für die derzeitige Überarbeitung der Lutherbibel

Zum Erfolg der Lutherbibel haben Bedford-Strohm zufolge neue mediale Möglichkeiten beigetragen, wie günstige Preise und weite Verbreitung durch neue Drucktechniken. Die evangelischen Kirchen hätten die Bibel durch den Gebrauch im Gottesdienst und Schulunterricht „unters Volk gebracht“, ergänzte der Ratsvorsitzende, der Schirmherr der Ausstellung ist.

Die Sonderausstellung gibt sich auch modern:
Quizfrage auf einem Smartphone zu dem so genannten Septembertestament, Wittenberg, 1522. (Bild: epd-bild)

Originale Drucke und Multimedia

Das Bibelhaus will mit der Ausstellung „Luthers Meisterwerk – ein Buch wie eine Naturgewalt“ den Einfluss dieser Übersetzung auf unsere Sprache und unsere heutige gesellschaftliche Situation zeigen. Die Schau rückt deshalb Luthers Wirken als Übersetzer der Bibel sowie deren Auswirkungen auf die Weiterentwicklung der deutschen Sprache in den Mittelpunkt. „Wir mussten Schwerpunkte setzen. Bei Luther und der Bibel alles zeigen und sagen zu wollen, hätte bedeutet, sich in der Masse zu verlieren.“ Deshalb sei die Ausstellung auf die Übersetzung die Sprache, nicht zuerst auf die Person Martin Luther fokussiert, so der Direktor des Bibelhaus Erlebnis Museums, Jürgen Schefzyk. 

Mit Bibeln aus dem 15. und 16. Jahrhundert, multimedialen Angeboten und einem umfangreichen Begleitprogramm gibt die Ausstellung einen umfassenden Einblick in den Entwicklungsprozess der deutschen Bibel. Gezeigt werden originale Drucke, darunter die Gutenberg-Bibel und Originalausgaben des Neuen Testaments von 1522 oder der Luther-Bibel von 1534. Die Werke – allesamt Leihgaben – seien von „einer einmaligen Wertigkeit“, sagte Direktor Jürgen Schefzyk. Dazu werden neben den Ausstellungsstücken spannende Mitmachelemente angeboten. An vielen Stellen kann selbst Hand angelegt werden. Zum Beispiel an der Druckerpresse von Gutenberg, wo sich Besucher eine Raubkopie des Septembertestaments erstellen können.

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:Bibelhaus Frankfurt/epd Datum:16-09-15
Schlagworte:
Reformation, Sprache, Bibel, Frankfurt a.M., Martin Luther, Joachim Gauck, Heinrich Bedford-Strohm, Ausstellung

„Luthers Meisterwerk – ein Buch wie eine Naturgewalt“

Ausstellungszeitraum

16. September bis 31. Dezember 2015

Öffnungszeiten

Di-Sa 10-17 Uhr 
So und Feiertage 14-18 Uhr
Führungen sind auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich

Eintritt (inkl. Dauerausstellung)

7 Euro für Erwachsene
5 Euro in der Gruppe ab 12 Personen
3 Euro für Kinder, Schüler und Studenten
15 Euro Familie

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