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Käßmann warnt vor Manipulation durch Bilder

Margot Käßmann eröffnete am Donnerstag (23.04.) den Aktionszeitraum zum Nürnberger Schwerpunktjahr der Lutherdekade. In ihrem Vortrag warnte sie vor der Manipulation durch Bilder in unserer heutigen Medienlandschaft.

Margot Käßmann in der Nürnberger Lorenzkirche (Bild: epd-bild)

Als Martin Luther seine 95 Thesen 1517 der Öffentlichkeit zugänglich machte, nutzte er dafür alle Kanäle, die ihm in dieser Zeit für die Verbreitung von Inhalten möglich waren. Eine wichtige Rolle spielten dabei Bilder, die den Menschen zur damaligen Zeit als Bezugspunkt ihres Glaubens dienten. Wie hochaktuell der Einfluss von Bildern auch heute noch ist, erläuterte Margot Käßmann, die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017, bei einer Ausstellungseröffnung in Nürnberg.

Bilder prägen – damals wie heute

„Gerade in unserer Zeit, in der wir medial geradezu überflutet werden, gibt es Bilder, die uns verfolgen, nicht mehr loslassen“, beschrieb Käßmann die Suggestiv-Kraft von Bildern. Zugleich warnte sie: „Bilder können aber nicht nur prägen und Geschichte symbolisieren, sie sind auch verführerisch, weil wir uns dem Eindruck eines Bildes nur schwer entziehen können. Was ich mit eigenen Augen gesehen habe, muss doch wahr sein. Daher eignen sich Bilder auch so gut zur Lüge und zur Manipulation.“ So sei die Haltung Martin Luthers, sich gegenüber Bildern einen kritischen Geist zu bewahren, hochaktuell. Hier gelte es, Vernunft walten zu lassen und sich nicht von dieser Suggestiv-Kraft der Bilder hinreißen zu lassen, so Käßmann. Martin Luther habe frühzeitig erkannt, dass Bilder für viele Menschen den Bezugspunkt ihres Glaubens darstellten, denn im ausgehenden Mittelalter konnten sie dem Gottesdienst in lateinischer Sprache nicht folgen. Dass jeder selbst in der Bibel lesen konnte, war für Luther die Voraussetzung für einen mündigen Glauben, so Käßmann. Deshalb übersetzte er die Heilige Schrift als Gesamtwerk auf Deutsch und setzte sich vehement für öffentliche Bildung ein.

Kritischer Umgang mit Luther

Die Themenjahre der Lutherdekade ermöglichen zwar eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Reformation, ihrer Wirkung und ihrer Theologie. Käßmann betonte aber auch, dass eine kritische Auseinandersetzung mit der Person Martin Luthers notwendig sei: „Sein Anti-Judaismus ist ein schrecklicher Irrweg, den wir auch benennen müssen.“ Ihrer Einschätzung nach sei der Protestantismus in Deutschland und das Luthertum weltweit aber souverän genug, auch die Schattenseiten des Reformators nicht auszublenden. Außerdem solle man die Reformation nicht auf Luther und seine Person beschränken, denn die Reformation sei von vielen Menschen betrieben worden, so die Theologin.

Nürnberg als mittelalterliches Medienzentrum

„Buch.Bild.Provokation. Medienstadt Nürnberg“: In einer Vielzahl von Veranstaltungen, Gottesdiensten, Ausstellungen und sogar einem Medienkonzil befasst sich die Stadt Nürnberg im Themenjahr „Reformation – Bild und Bibel“ mit ihrer Rolle als Medienzentrum der Reformation. Im ausgehenden Mittelalter verfügte die Stadt über 21 Druckerpressen – und das obwohl der Buchdruck noch vergleichsweise jung war. Hier wurden unter anderem die 95 Thesen gedruckt, viele Flugblätter Martin Luthers sowie das erste evangelische Gesangsbuch. In Verbindung mit der günstigen Verkehrslage konnten die Druckerzeugnisse als Propagandamaterial erstmals in der Geschichte massenhaft verbreitet werden. Martin Luther nannte Nürnberg daher das Aug’ und Ohr Deutschlands.


Zusammengefasst: Margot Käßmann hat in Nürnberg den Aktionszeitraumzum Nürnberger Schwerpunktjahr der Lutherdekade eröffnet. Die Botschafterin für das 500-jährige Reformationsjubiläum warnte dabei vor der Manipulation durch Bilder in unserer Medienlandschaft und sprach über die Schattenseiten Luthers.

Informationen

Autor:luther2017 Datum:24-04-15
Schlagworte:
Lutherdekade, Nürnberg, Margot Käßmann, Reformation – Bild und Bibel, Lorenzkirche

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