Skip to main content

Der Nikolaus als Überbringer von Geschenken Der heilige Nikolaus ist seit Jahrhunderten einer der beliebtesten christlichen Volksheiligen.

Nikolausdarsteller
Der Nikolaus ist auch heute noch einer der beliebtesten Volksheiligen. (Bild: Jörn Neumann / epd-bild)

Wenn der heilige Nikolaus nicht ins Haus kommt, dann versteckt er zumindest in der Nacht vielerorts Geschenke in Kinderschuhen oder in dafür vorgesehene Socken. Nicht selten halten Familien Plätzchen für ihn und seine Gefährten als Wegzehrung bereit.  Gelegentlich tritt der Nikolaus mit seinem strafenden Begleiter auf – im Rheinland ist es der finstere Knecht Ruprecht mit rasselnden Ketten, in Bayern der Krampus mit Rute. Diese Bräuche zum Nikolaustag sind uns allen bestens bekannt. Aber woher stammt eigentlich der heilige Nikolaus? Warum bringt er jedes Jahr Geschenke mit? Und was wird am 6. Dezember gefeiert?

Legenden und Brauchtum 

Der Nikolaus ist für Historiker nur schwer zu fassen. Er geht zurück auf die historisch wenig belegte Person des Nikolaus von Myra, der Anfang des vierten Jahrhunderts als Bischof an der Mittelmeerküste der heutigen Türkei wirkte. Nikolaus ist einer der populärsten Heiligen und gilt als Freund der Kinder. Er soll an einem 6. Dezember gestorben sein. 

Zahlreiche Legenden ranken sich um den Nikolaus. Man erzählte sich, mit dem großen Vermögen, das ihm seine Eltern hinterlassen hätten, habe er Bedürftige unterstützt und Mädchen vor der Prostitution bewahrt. Er soll außerdem unschuldig Verurteilte gerettet und eine Hungersnot abgewendet haben. Aus diesen Legenden schälte sich über Jahrhundert das Bild eines ungewöhnlich menschenfreundlichen Kirchenmannes heraus, volksnah und voller Güte, Mut und Zivilcourage. Als historisch gesichert gilt, dass der Heilige Nikolaus ein Wohltäter der Armen war. Heute erinnern Süßigkeiten und kleine Geschenke in den Schuhen der Kinder am Nikolausmorgen an die Spendenfreudigkeit des Heiligen.

Der Kult um Nikolaus von Myra verbreitete sich spätestens ab dem sechsten Jahrhundert sehr schnell in der ganzen Christenheit. Um 1500 zählen die Historiker bereits mehr als 2.000 Nikolauskirchen, -Kapellen, -Hospitäler und -Klöster in ganz Europa. In protestantisch geprägten Gegenden wurde durch die Reformation und die Ablehnung katholischer Heldenverehrung der heilige Nikolaus als Überbringer von Geschenken durch das Christkind verdrängt. 

Geschenke als lutherische Erziehungsmaßnahme 

Der Reformator Martin Luther brach im Allgemeinen nicht nur mit der Kirche in Rom, sondern im Einzelnen auch mit der Heiligenverehrung. Trotz seiner Widerstände gegen diesen katholischen Kult den Nikolaus als Gabenbringer noch einige Zeit gewähren und seine Kinder beschenken. Denn gegen die nächtliche Bescherung hatte er aber nichts einzuwenden. Im Gegenteil, er lobte diesen Brauch als geeignetes Mittel zur Kindererziehung: „So wie man den kleinen Kindern beibringt, dass wenn sie fasten und beten und ihre Kleider des Nachts ausbreiten, das Christkind oder St. Nikolas sie bescheren soll. Wenn sie aber nicht beten, beschert sie nicht oder beschert ihnen eine Rute oder einen Pferdeapfel.“ 

Für die traditionellen Umzüge in Bischofskostümen, die strafend oder gabenbringend in die Häuser kamen, hatte Luther hingegen keinerlei Verständnis. So soll im 16. Jahrhundert die Idee vom Christkind als Ersatz für Sankt Nikolaus aufgekommen sein. Einige Autoren behaupten sogar, der Reformator höchstpersönlich habe das Christkind erfunden. Dafür gibt es allerdings keinen Beleg und auch die Forschungsmeinungen gehen in dieser Frage auseinander. 

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:epd/luther2017.de/EKD Datum:06-12-16
Schlagworte:
Nikolaus, Martin Luther, Christkind

Reformation in der Weihnachtsstube

Die reformatorischen Ideen sorgten nicht nur in Studierstuben für Aufruhr, sondern auch in Weihnachtsstuben.