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Die Stadt Jüterbog ist eine der ältesten Städte Brandenburgs und entwickelte sich im Mittelalter zu einer bedeutenden Handelsstadt. Noch heute zeugen eine Vielzahl mittelalterlicher Gebäude wie Kirchen, ehemalige Klöster, das spätgotische Rathaus, die bekannten Stadttore und die Stadtresidenz des Abtes von Kloster Zinna von dem einstigen Wohlstand der Stadt. Das Treiben um eine riesige Geldkiste in der Stadtkirche veränderte damals nicht nur Jüterbog, sondern ganz Europa. Sie gab den Anstoß zu Luthers Thesen gegen den Ablasshandel. 

Mönchenstraße (Bild: Henry Mundt)

Fegefeuer und Ablasshandel

Zur Finanzierung des Petersdomes in Rom und zur Sicherung seiner Karriere sandte der Erzbischof Albrecht von Brandenburg den talentierten Ablassprediger Johann Tetzel nach Jüterbog. „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“ verkündete Johann Tetzel so lautstark, dass es bis ins benachbarte Wittenberg drang. Noch heute zeugt in der Jüterboger Nikolaikirche der „Tetzelkasten“ vom Treiben des Ablasspredigers. Tetzel soll darin das Geld gesammelt haben, mit dem sich Gläubige von ihren Sünden freikaufen konnten. Als immer mehr Christen aus Wittenberg nach Jüterbog fuhren, um sich Ablassbriefe zu kaufen, verfasste Luther aus Verärgerung 1517 seine berühmten Thesen gegen das Geschäft mit dem Sündenfreikauf. So hat es Luther in seinen „Tischgesprächen“ geschildert.

Zwei Jahre später predigte der spätere Bauernführer Thomas Müntzer in Jüterbog. Mit ihm stritten die Mönche des Jüterboger Franziskanerklosters, die verbissen gegen die Ideen Martin Luthers kämpften. Damals war das Wort „Lutheraner“ noch ein Schimpfwort. 

Einen lebendigen Einblick von den Jüterboger Geschehnissen der Reformation gibt das Museum im Mönchenkloster. Bemerkenswerte Ausstellungstücke sind Original-Ablassbriefe aus dem 15. und 16. Jahrhundert.

Jüterbog erhielt 2012 das Europäische Kulturerbe-Siegel „Stätten der Reformation“.

Nikolaikirche, in der Mitte der Tetzelkasten (Bild: Detlef Saalfeld)
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